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5. August 2010 / 00:42 Uhr

Verordnete Einwanderungskur basiert auf zahlreichen Fehldiagnosen

Um unser Sozialsystem nachhaltig zu gesunden, verordnet „Doktor“ Spindelegger unserer alternden Republik eine Kur von 100.000 Einwanderern bis 2030. Die Dosierung bleibt ein wenig sein Geheimnis, nämlich ob wir die 100.000 jedes Jahr oder tröpfchenweise auf 20 Jahre verteilt schlucken sollen. Jedenfalls will Spindelegger der in vielen Bereichen schädlichen Schrumpfung unserer Gesellschaft entgegenwirken.

Der unbeholfene Doktor selbst dürfte unter Erinnerungslücken leiden. Denn bereits im Jahr 2007 schrieb der Standard unter Berufung auf eine von namhaften Demografen erstellte Studie, dass Österreich um 2050 bei gleichbleibender Entwicklung 9,5 Millionen Menschen beherbergen werde. Eine Schätzung, die laut Statistik Austria nach wie vor Gültigkeit hat. Sie geht davon aus, dass die 9-Millionen-Grenze um 2030 überschritten wird. Schon jetzt kommen nämlich jährlich rund 100.000 neue Bewohner ins Land, abzüglich der Auswanderer bleiben netto zwischen 9000 und 50.000. Wo Spindeleggers 100.000 da noch benötigt werden, um eine Schrumpfung zu verhindern, bleibt sein Geheimnis.

Masse an Zuwanderern erzwingt Parallelgesellschaften

Ganz aktuell bestätigt zudem der Jahresbericht „Migration & Integration“ der Statistik Austria, dass bereits fast jeder fünfte Einwohner unserer Alpenrepublik „Migrationshintergrund“ hat. Dieses politisch korrekte Prädikat beschreibt Menschen, die im Ausland geboren wurden oder keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Früher nannte man das Ausländeranteil. Dieser liegt in der Bundeshauptstadt Wien bereits bei über 30 Prozent. Von gelungener Integration kann angesichts solcher Zahlen keine Rede mehr sein. Die schiere Masse ermöglicht nicht nur die Bildung von Parallelgesellschaften, sondern erzwingt diese geradezu. Österreichweit Spitzenreiter in Punkto Ausländeranteil ist der 15. Wiener Gemeindebezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus. Nur noch 53,8 Prozent der Einwohner sind gebürtige Österreicher. In dieser Zahl sind Einwanderer der zweiten und dritten Generation bereits beinhaltet.

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In Österreich hat jeder fünfte Einwohner Migrationshintergrund, in Wien bereits jeder dritte. Besonders stark vertreten sind Türken. 

Wie die Zahlen zeigen, leiden wir nicht gerade an Zuwanderermangel und sind überdies meilenweit von einem Schrumpfungsprozess entfernt. Betroffen davon ist ausschließlich die autochthone Bevölkerung. Doch daran können auch 100.000 oder mehr Zuwanderer pro Jahr nichts ändern. Das liegt schlicht an der zu geringen Kinderzahl unserer Familien. Das viele Geld, das für Zuwanderung und misslungene Integration verpulvert wird, sollte besser für ein familienfreundliches Steuersystem oder landesweit zur Verfügung gestellte Kinderbetreuungseinrichtungen investiert werden. Das würde die Geburtenrate anheben und langfristig wesentlich geringere Kosten verursachen als Masseneinwanderung.

Wer treibt die Politiker: Demographie oder Industrie?

Doch warum stellt Spindelegger diese Forderungen? Die demographischen Argumente sind klar vorgeschoben. Abgesehen von der Schrumpfungs-Lüge rettet Zuwanderung auch nicht das angeschlagene Sozialsystem – eher im Gegenteil. Auch das lässt sich ohne viel Phantasie dem Migrationsbericht der Statistik Austria entnehmen. Die Erwerbsquote ist bei Zuwanderern deutlich niedriger mit 64 Prozent gegenüber 74 bei den Einheimischen. Umgekehrt leben also 10 Prozent mehr von staatlichen Zuwendungen. Das Lohnniveau ist um 15 Prozent niedriger – folglich zahlen Immigranten auch entsprechend weniger in die sozialen Sicherungssysteme ein. Dass Ausländer dreimal so oft verurteilt werden wie Österreicher, ist da nur noch eine unangenehme Nebenerscheinung.

Von der zügellosen Zuwanderung profitiert einzig und allein die Industrie, vor deren Karren sich Spindelegger offensichtlich spannen lässt. Wie in Deutschland geführte Diskussionen über den Mindestlohn zeigen, ist vielen Wirtschaftskapitänen unser hoher Lebensstandard ein Dorn im Auge. Dieser kann nur gehalten werden, solange die Löhne entsprechend hoch sind, was den Gewinn der Konzerne schmälert. Würde der heimische Arbeitsmarkt tatsächlich von hunderttausenden zusätzlichen „Fachkräften“ aus Anatolien und aus der Sahara überschwemmt, ginge das Lohnniveau, das sich real ohnehin schon jahrelang nicht vom Fleck bewegt, sogar noch zurück. Schließlich gäbe es dann noch mehr Arbeitslose, die sich – meist erfolglos – um eine Anstellung bemühten und glücklich wären, überhaupt eine zu bekommen. Der Trend zu Leiharbeit und Armut trotz Beschäftigung geht bereits klar in diese Richtung. Je mehr Menschen da sind, umso leichter kann man sie gegeneinander ausspielen.

Foto: Ceylan Osman

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