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8. August 2010 / 10:21 Uhr

Das Ende der Leitwährungen?

Die vor kurzem noch schwankende europäische Gemeinschaftswährung scheint stabilisiert. Der milliardenschwere Fallschirm hat den schon von vielen als unvermeidlich angesehenen harten Aufschlag auf den Boden der wirtschaftlichen Realität verhindert. Das behauptet die Europäische Zentralbank, in Wahrheit ist die Sache differenzierter zu betrachten. Die Realwirtschaft erholt sich langsam. Die Achterbahnfahrt der Aktienkurse ist beendet oder hat sich zumindest verlangsamt. Von einem unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch unserer Volkswirtschaft zu sprechen, wäre angesichts dieser Entwicklung übertrieben.

Staatsbankrott, Währungsreform, Revolution?

Doch Optimismus hin oder her, einige Finanzbomben bedrohen dennoch unser Wirtschaftstreiben und unsere Währung im Besonderen. Die Krise führte zu einem rasanten Anstieg der Verschuldung aller relevanten europäischen Volkswirtschaften. Die Budgetdefizite erreichten bisher kaum für möglich gehaltene, schwindelerregende Höhen. Griechenland, das Sorgenkind der Währungsunion, ging beinahe Pleite. Umfangreiche Notkredite, Haftungsübernahmen und der Ankauf der wertlosen griechischen Staatsanleihen retteten das Land vor dem Bankrott. Der Euro wurde durch diesen Kraftakt geschwächt und verlor im Vergleich zum US-Dollar an Kaufkraft. Außerdem ist er jetzt auch in griechischen Schatzbriefen unterlegt, was im Falle weiterer Erschütterungen des Balkanstaates das Vertrauen der Märkte in die Gemeinschaftswährung untergraben würde. Sollten Portugal oder gar Spanien ebenfalls ernsthaft ins Trudeln kommen und Liquidität aus dem Finanzfallschirm benötigen, wäre Maastricht am Ende. Der euro-kritische Volkswirtschafts-Professor Bernd-Thomas Ramb erachtet in einem Interview mit der Sezession die ausufernde Verschuldung als irreparabel. Nicht einmal im wirtschaftsstarken Deutschland werde sie künftig finanzierbar sein, geschweige denn rückzahlbar. Staatsbankrott oder Währungsreform sind für ihn die logischen Auswege. Und er rechnet mir revolutionärem Widerstand insbesondere der jungen Generation dagegen, die Schulden ihrer Vorväter zu bezahlen.

Ben Bernanke - Federal ReserveWeshalb der US-Dollar aus dem Schussfeld der Medien gekommen ist, lässt sich aus ökonomischer Sicht nicht beantworten. Er steht keinen Deut besser da als sein europäisches Pendant – im Gegenteil. Die Druckerpressen der Federal Reserve glühen, mehr und mehr grüne Scheine werden herausgegeben. Realen Hintergrund besitzt dieses Zahlungsmittel schon lange keinen mehr. Walter K. Eichelburg, Betreiber der meistgelesenen deutschsprachigen Gold- und Krisenwebseite hartgeld.com, geht in einem Kommentar davon aus, dass mindestens 25 Billionen druckfrische amerikanische Dollar die Finanzmärkte in den nächsten Monaten heimsuchen werden, um erwartete Kreditausfälle abzufedern. Auf die Dauer kann es jedoch nicht gutgehen, Schulden mit immer neuen Krediten zu „begleichen“. Irgendwann müssen eine Inflationswelle und damit der Verfall des Dollar die Folge sein. „In God we trust“ steht nicht nur auf jeder Dollarnote, es handelt sich dabei gleichzeitig um das geldpolitische Motto des FED-Vorsitzenden Ben Bernanke (Bild).

Chinas Immobilien bringen die Wirtschaft ins Wanken

Nicht nur in der westlichen Hemisphäre, auch im fernen Asien nähern sich Gewitterwolken am Finanzhorizont. Eine gewaltige Immobilienblase könnte den erwachten Riesen China in Kürze zurück ins Koma befördern. Der Wechselkurs des Renminbi wurde über Jahre hinweg künstlich gedrückt, um der Exportwirtschaft einen Vorteil zu verschaffen. Diese Politik hat zu einer Überhitzung der chinesischen Wirtschaft geführt. Die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik wuchs 2009 um neun Prozent. Derartig hohe Wachstumsraten sind nicht in jeder Hinsicht ein Segen, sie bergen auch gefahren. Ökonomische Entwicklungen sind unter solchen Bedingungen schwer vorhersehbar und kaum in irgendwelche Bahnen zu lenken. Die Blasenbildung im Immobiliensektor bietet ein gutes und gleichzeitig das für das Reich der Mitte gefährlichste Beispiel. Die Hauspreise stiegen innerhalb nur eines Jahres um die Hälfte. Daraufhin drosselte die kommunistische Regierung per Gesetz die Kreditvergabe um zwanzig Prozent. Trotz dieser und anderer Maßnahmen fielen die Preise nur um acht Prozent. Sollte der Immobilienmarkt zusammenbrechen, stünden die großen chinesischen Banken vor dem Zusammenbruch und damit auch der Renminbi.

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Alle großen Wirtschaftsräume stehen vor bedeutenden Herausforderungen. Ungleichgewichte wie das gewaltige Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten und die nach wie vor künstlich niedrig gehaltene chinesische Währung stellen einen größeren Gefahrenherd dar als die mögliche Pleite von weltwirtschaftlichen Zwergen wie Griechenland und Portugal.

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