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20. August 2010 / 10:04 Uhr

Parlament statt Stadthalle – Wiens neue Partylocation

Etwa 380 mehr oder weniger prominent-kostümierte Paradiesvögel dinierten am 17. Juli dieses Jahres in der historischen Säulenhalle des Parlaments und konnten im Abgeordneten-Sprechzimmer genüsslich an einem „Pre-Cocktail“ schlürfen. Grund dafür war die Gala für die US-Aidsforschungsstiftung amfAR. Die Veranstaltung war gleichzeitig auch der Eröffnungsakt zum diesjährigen 18. Life Ball. Möglich gemacht hatte dies Parlamentspräsidentin Barbara Prammer, die wenige Monate vor dem eigentlichen Termin „ihr“ Parlament wohlwollend zur Verfügung stellte und selbstverständlich auch gleich den Ehrenschutz übernahm.

Während Initiator Gerald „Gery“ Keszler darüber fast zu Tränen gerührt war, gab es von Seiten mehrerer Parlamentarier Bedenken ob der Kosten und Mühen für diesen Empfang. Auch über die seltsame Aussage Keszlers, dass „die Regierung ihr Parlament zur Verfügung stellt“, wurde heftig debattiert. Es stand die Frage im Raum, wer eigentlich über Veranstaltungen im Hohen Haus bestimme. Die Bundesregierung oder geschäftsordnungsgemäß der Präsident des Nationalrates, also in diesem Fall Frau Prammer von der SPÖ?

Red RibbonDoch damit noch nicht genug: Vor dem Parlamentsgebäude sollte zudem ein „Red Ribbon“, also die bekannte rote AIDS-Schleife, in gleicher Höhe wie die ehrwürdige Pallas Athene angebracht werden. Dies veranlasste den FPÖ-Nationalratsabgeordneten Walter Rosenkranz schließlich zu einer parlamentarische Anfrage. Er wollte wissen, welche Kosten für den Aufbau des Riesenschleiferls entstehen werden und ob das Parlament völlig unentgeltlich seine Räumlichkeiten zur Verfügung stelle.

Und tatsächlich: Das Parlament mausert sich, wie FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky seit geraumer Zeit vermutet, zu einer neuen „Partylocation“ im Zentrum von Wien. Besonders weil die ehrwürdigen Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wie Prammer nämlich in ihrer Antwort schreibt, werden externen Partnerorganisationen für Veranstaltungen im Parlament oder im Palais Epstein keine Mieten verrechnet. Für die amfAR-Gala wurden am 17. Juli also zehn Räumlichkeiten im Hohen Haus kostenlos zur Verfügung gestellt.

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Der für die Hospitanz des Life Balls in Summe angefallene Aufwand ist ebenfalls alles andere als gering. Für den Notarzt, die Anmietung der Metalldetektoren und einen Fotografen wurden insgesamt 2.003,54 Euro ausgegeben. Die Überstunden des Parlamentspersonals für Auf- und Abbauarbeiten betrugen in Summe 280 Stunden und schlagen sich im Falle einer vollständigen Abgeltung mit 5.700 Euro zu Buche. Das rote Schleiferl kostete 4.850 Euro und wird künftig sogar jährlich am Welt-Aids-Tag (1. Dezember) das Parlamentsgebäude zieren. Weil die Hebebühne der Life-Ball-Organisatoren beim Abbau wohl anderweitig im Einsatz war, musste das Parlament schließlich noch eine Hebebühne zum Preis von 400 Euro anmieten. In Summe kam das wenige Stunden dauernde, paradiesische Spektakel damit auf fast 13.000 Euro.

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