Die Zukunft des einen wird sich in einer Woche entscheiden, der andere ist bereits auf dem Abstellgleis. Die Rede ist von Michael Häupl und Juri Luschkow. Zwei Freunde, die „ihre“ Städte wie Könige regierten. Berauscht von der scheinbar endlosen Macht, könnten sie diese jetzt fast gleichzeitig verlieren – Ironie der Geschichte.
Vor einem Jahr war die Welt für beide noch in Ordnung. Zur Feier von Häupls 60. Geburtstag war der Moskauer Patriarch nach Wien gekommen, um mit „seinem jungen Freund“ anzustoßen. Neben dem als Schwulenhasser bekannten Luschkow (Bild) gab sich auch Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit die Ehre – ein pikantes Detail am Rande, ist Wowereit doch bekennender Homosexueller.
Hass auf Schwule und Liebe zu Stalin
Seinen Hass auf Homosexuelle lebte Luschkow auch als Bürgermeister von Moskau intensiv aus. Eine Regenbogenparade oder ähnliche Veranstaltungen waren in Moskau undenkbar. Wenn sich Schwule doch einmal aus der Deckung wagten, war sofort die Polizei zur Stelle – und die ging nicht gerade zimperlich mit den Aktivisten um. Der deutsche Grünabgeordnete Volker Beck wollte 2006 an einer Demonstration für die Rechte Homosexueller teilnehmen und fand sich schnell in einem Polizeibus wieder, in den ihn die Moskauer Miliz sehr unsanft verfrachtet hatte.
Ganz im Gegensatz zu seinem Hass auf Schwule steht Luschkows große Verehrung des brutalen Schlächters Josef Stalin. Bei der diesjährigen Parade der russischen Armee anlässlich ihres Sieges im Zweiten Weltkrieg setzte sich Luschkow massiv dafür ein, dass ganz Moskau mit Bildern des Diktators „verziert“ werden sollte. Präsident Medwedew verhinderte dies schließlich.
Häupl verlieh Luschkow das Goldene Ehrenzeichen
Die seltsamen Vorlieben des Moskauer Bürgermeisters störten Häupl offensichtlich wenig. Vor drei Jahren zeichnete er Luschkow mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien aus. Regelmäßig eröffneten die beiden gemeinsam den Wiener Ball in Moskau sowie den Moskauer Ball in Wien. Dass Häupl bei dieser Gelegenheit das unliebsame Schwulenthema ansprach, wie dies die Homosexuellen Initiative Wien in einem offenen Brief forderte, darf bezweifelt werden.
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Korruption und autoritärer Führungsstil
Sein autoritärer, selbstherrlicher Führungsstil und massive Korruptionsvorwürfe wurden Luschkow jetzt zum Verhängnis. Per Dekret entließ Präsident Medwedew den Moskauer Bürgermeister. Beide Vorwürfe sind auch der Wiener SPÖ nicht ganz fremd. Vom AKH-Skandal bis zu den undurchsichtigen Machenschaften beim Bau das Flughafenterminals Skylink gerieten Häupl und seine Genossen immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Auch gilt Häupls Führungsstil nicht gerade als besonders kompromissbereit. Ob auch er unfreiwillig von der vielgeliebten Macht lassen muss, werden die Wahlen am 10.Oktober zeigen.
Foto: A.Savin
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