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28. Oktober 2010 / 10:15 Uhr

Krugman drückt sich vor Ökonomen-Duell

Aussagen von Paul Krugman, einem der führenden Ökonomen, geistern regelmäßig durch die Medienlandschaft. Er ist überzeugter Keynesianer, also ein Anhänger staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen. Das Anliegen der Anhänger dieser Theorie ist die Überwindung von Konjunkturzyklen. In Zeiten schwacher Nachfrage soll der Staat durch so genanntes deficit spending künstliche Nachfrage generieren. Das kostet natürlich, und da sind wir beim Problem des Keynesianismus: der kontinuierlich ansteigenden Staatsverschuldung. John Maynard Keynes soll deshalb einmal gesagt haben: "Ich bin kein Keynesianer."

Paul KrugmanDer Ökonom plädierte nämlich dafür, in Boom-Phasen zu sparen. Diese Ersparnisse sollten dann dazu verwendet werden, Bust-Phasen des Konjunkturzyklus zu überwinden. Die Politik beschränkte sich meist darauf, Geld in die Wirtschaft zu pumpen, gespart wurde und wird kaum. Dadurch häufte sich in beinahe allen Industriestaaten eine erdrückende Schuldenlast an.

Robert P. Murphy hat Krugman (Bild links) jetzt zu einem "Duell unter Ökonomen" herausgefordert. Murphy bekennt sich zu der oft fälschlich als neoliberal bezeichneten "Schule der Österreichischen Nationalökonomie". Deren wohl berühmtester Vertreter ist der Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek. Dieser meint – im Gegensatz zu Keynes – in staatlichen Eingriffen das wirtschaftliche Übel schlechthin erkannt zu haben. Folglich lehnen er und die Anhänger seiner Schule jede Einmischung des Staates in das Wirtschaftstreiben ab. "Free markets, free people", lautet das Motto.

Problem "Easy Money"

BildDie Generalsekretärin des Hayek-Gesellschaft, Barbara Kolm (Bild rechts), macht in einem Interview mit dem "Standard" den Staat für die aktuelle Krise verantwortlich. Angesprochen auf die milliardenschweren Hilfspakete für Banken und Industrie antwortete sie knapp: "Das Geld hätte man auch anzünden können." Die Wurzeln der Krise sieht sie im rasanten Anstieg der Dollarmenge, übertriebender Niedrigzinspolitik und sozialpolitischen Manipulationen am Immobilienmarkt. Der Mix aus haufenweise (ungedecktem) Geld, niedrigen Zinsen und politischen Eingriffen ermöglichte es Millionen Menschen, "die es sich eigentlich niemals leisten könnten, Häuser zu besitzen", meist kurzfristig die Vorzüge eines Eigenheims zu genießen. Steigende Zinsen und fallende Immobilienpreise trieben Eigner und Gläubiger in den Konkurs – die Blase war geplatzt und schwappte in andere Bereiche, vor allem in den Banksektor, über.

Verantwortung statt Regulierung

Regulierungsbestrebungen erteilt Kolm eine klare Absage: "Diese überbordende Kontrolle führt einfach zu nichts. Wir hatten sie vorher, und man hat die aufkommenden Probleme dennoch übersehen." Scheitern gehört zum marktwirtschaftlichen Konzept. Wenn Manager, wie im Bankenbereich geschehen, Verluste auf die Gesellschaft abwälzen können, werden sie immer höhere Risiken eingehen. Entscheidungsträger müssen die Konsequenzen ihrer Handlungen tragen, nur so kann ökonomisch sinnvolles – und nicht spekulatives – Verhalten weitgehend garantiert werden.

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Der entzauberte Obama und seine Berater fordern unterdessen die Welt auf, sich zu verschulden. Durch frisches Geld soll die Konjunktur angekurbelt und der stotternde Wirtschaftsmotor wieder zum Laufen gebracht werden. Ben Bernanke hat bereits angekündigt, die Druckerpressen der Federal Reserve anzuwerfen. Ab Mitte November werden voraussichtlich 500 Milliarden aus dem Nichts erschaffene Dollar die Finanzmärkte überschwemmen – und die nächste Blase erzeugen.

Krugman lehnt es übrigens bis jetzt ab, der Aufforderung zum Ökonomen-Duell Folge zu leisten. Er wird wissen warum.

Fotos: taekwonweirdo / flickr & Coface Austria Holding AG

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