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2. November 2010 / 19:57 Uhr

Irak: Unaufhaltsamer Terror gegen Christen

In einer chaldäisch-katholischen Kirche im Bagdader Stadtteil Karrada kamen Sonntagabend bei einer Geiselnahme, zu der sich der Al-Kaida-Ableger „Islamischer Staat Irak“ bekannte, mehr als 50 Christen ums Leben, 70 weitere wurden verletzt.

KircheDie schwer bewaffneten Islamisten hatten zunächst vergeblich die Börse in Bagdad attackiert, bevor sie in die nahegelegene Kirche eindrangen und die friedlichen Gläubigen während eines feierlichen Gottesdienstes überfielen. Nach vier Stunden stürmten irakische Sicherheitskräfte die Kirche, um die Geiselnahme blutig zu beenden.

Laut Bekennerschreiben der radikal-islamischen „Gruppe wütender Gotteskrieger“ sei die Sayidat-al-Nejat-Kirche in der irakischen Hauptstadt schon immer von den Christen als „Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam“ genutzt worden. Der Anschlag auf die „obszöne Zufluchtsstätte des Götzendienstes“ habe aber auch der Absicht gedient, die Freilassung von zwei koptischen Frauen zu erzwingen, die angeblich zum Islam übergetreten seien. Diese sollen nach ihrer Bekehrung in einem ägyptischen „Kloster des Unglaubens“ versteckt worden sein.

Al-Kaida arbeitet an Destabiliserung Ägyptens

Die koptische Kirche in Ägypten bestreitet unterdessen die Vorwürfe, die Frauen am Übertritt zum Islam zu hindern. Vielmehr soll der koptische Papst Shenouda III., der die ägyptische Kirche seit 1987 anführt, den beiden Frauen „Barmherzigkeit und Vergebung“ zugesichert haben, weshalb sie schlussendlich nicht konvertierten.

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Ein anderer Grund könnten die Ende November stattfindenden Parlamentswahlen in Ägypten sein. Die Terrorgruppe Al-Kaida versucht seit geraumer Zeit, dass als „verräterisch“ erachtete Regime in Kairo mit Gewalttaten ins Chaos zu stürzen. In dem islamisch-christlichen Konflikt um die beiden Frauen sehen die Extremisten offenbar erneut eine Möglichkeit, das Land zu destabilisieren.

Die FPÖ-Politikerin Susanne Winter, die ihr Mitgefühl allen Opfern und Hinterbliebenen des feigen Terroranschlags aussprach, erkennt in dem Blutbad einen weiteren schrecklichen Fall von Christenverfolgung in islamischen Ländern. „Die Verfolgung von Christen ist das größte Menschenrechtsproblem unserer Zeit. In 50 von 200 Staaten weltweit werden Christen diskriminiert, verfolgt und gewaltsam unterdrückt. Die Tendenz ist steigend“, so Winter.

Christlicher Friedhof in der Türkei geschändet

Bestätigung für ihre These findet die Abgeordnete in einem anderen aktuellen Fall aus der Türkei. Auf der Ägäisinsel Imbros haben Unbekannte am türkischen Nationalfeiertag (29. Oktober) einen christlich-orthodoxen Friedhof verwüstet und 78 Kreuze auf Gräbern zertrümmert.

Auch im überwiegend muslimischen Irak sehen sich die Christen massiven Repressionen gegenüber. Seit Kriegsbeginn vor sieben Jahren sind rund 900 Christen ums Leben gekommen, darunter zwei Erzbischöfe. Während die christliche Gemeinschaft damals noch 900.000 Mitglieder zählte, sind es seit der amerikanischen Invasion inzwischen weniger als 400.000 Gläubige, sagt der katholische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako. Mehr als die Hälfte von ihnen flüchtete ins Exil, um der Verfolgung durch radikale Muslime zu entgehen. In Ägypten haben laut Gesellschaft für bedrohte Völker in den letzten Jahrzehnten sogar etwa 1,5 Millionen Christen das Land verlassen.

Foto: Zzztriple2000 / Wikimedia Commons & James Gordon / Flickr (Startseite)

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