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4. November 2010 / 10:58 Uhr

Steirischer Arzt will Heroin legalisieren

6000 Drogenabhängige gibt es in der Steiermark, die Abstinenzerfolge in der Drogenersatztherapie sind spärlich – dafür blüht der Schwarzmarkt. Den Leiter der steirischen Drogenambulanz in der Sigmund-Freud-Klinik in Graz, Martin Kurz, scheint das alles nicht zu stören. Er will mit der Straflosigkeit des Opiatkonsums staatliche Kontrolle und eine Austrocknung der illegalen Suchtgiftkriminalität sicherstellen.

HeroinAus diesem Grund plädiert er für die Legalisierung von Opium und Heroin. „Die Fachwelt ist sich einig, dass die Straflosigkeit des Opiatkonsums ein sinnvoller Weg ist. Deshalb trete ich klar für diese Maßnahme ein“, meint der Primar gegenüber der Kleinen Zeitung.

Internationale Erfahrungen, etwa in der Schweiz, würden zeigen, dass man den Schwarzmarkt rasch austrocknen und das Abgleiten in die Kriminalität verhindern könne. Der Arzt meint außerdem, dass der Druck sinken könne, weil Drogenabhängige nicht mehr gezwungen wären, sich ihre Sucht durch den Drogenhandel zu finanzieren.

Kritik von Fachleuten und Politikern

Andere Experten sehen das allerdings ganz anders. Sie lehnen die Legalisierung des Opiatkonsums strikt ab. Freier Zugang zu Opiaten, unter anderem auch zu stark abhängig machendem Heroin, sei vielmehr nicht zu verantworten, heißt es. Für den Suchtkoordinator des Landes Steiermark, Klaus Peter Ederer, ist die Freigabe schlichtweg „Tabu“.

Die steirische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dr. Susanne Winter sieht hinter der Diskussion einen „ideologisch motivierten Debattenausbruch“. Der Vorstoß sei vergleichbar mit der Forderung der Grünalternativen Jugend in Wien, harte Substanzen legal und von speziell geschultem Personal in sogenannten Drogenfachgeschäften abzugeben. Mit passenden Räumlichkeiten für den Drogenkonsum könne für „ein angenehmes Setting gesorgt werden“, heißt es bei der Grün-Jugend etwa.

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„Direkt Werbung für den Konsum von gefährlichen Drogen zu machen und seine gravierenden und oft tödlichen Folgen zu verharmlosen, ist ein Tiefpunkt in der steirischen Drogenpolitik“, kritisiert Winter und meint, dass jede staatlich organisierte Verteilung von Drogen aus dem Drogentabu ein Drogenbürgerrecht machen würde.

Heroin könnte zur Gesellschaftsdroge werden

Eine Legalisierung von Heroin würde den florierenden Schwarzmarkt mit oft minderwertigen Substanzen nicht trockenlegen. In Szenarien, die Wirtschaftswissenschaftler für einen freien Drogenmarkt durchspielen, fällt der Preis für Heroin auf bis zu ein Prozent des jetzigen Preises. Damit würde sich der Heroinkonsum massenhaft ausbreiten wie bei Gesellschaftsdrogen. Konsumenten, insbesondere Kinder und Jugendliche, würden schließlich wiederum auf noch billigere, risikobehaftete Waren aus dem Schwarzmarkt ausweichen um sich fernab staatlicher Kontrolle „einen Schuss zu setzen“. Die FPÖ-Abgeordnete zieht den Vergleich mit dem legalen Suchtmittel Nikotin: Obwohl in Trafiken unter staatlicher Kontrolle produzierte Zigaretten angeboten werden, kaufen die Konsumenten auch günstigere, oft gefährlichere Schmuggelware aus dem Osten.

Foto: Hendrike / Wikimedia Commons

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