Der türkische Botschafter in Österreich gibt ein offenes Interview – und das ganze Establishment ist in heller Aufregung. Der Bundeskanzler ist empört, der Vizekanzler detto, der Außenminister zitiert den Botschafter ins Außenamt – und empfängt ihn dann nicht, er telefoniert statt dessen mit dem türkischen Amtskollegen (der in der Türkei gegen den "Multikulturalismus" eintritt!), um diesem sein "Befremden" auszudrücken.
Der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer hingegen bedankte sich im "Club 2" vom 10. November 2010 (Bild) ausdrücklich beim Botschafter für dessen Offenheit. Endlich werde auch von kompetenter Seite das Thema der türkischen Immigration nach Österreich und die Qualität der Integration dieser Immigranten sowie der Probleme, die die Migranten einerseits, die autochthone (einheimische) Bevölkerung andererseits (miteinander) haben, zur Diskussion gestellt.
Es stimmt schon, dass sich Tezcan im Ton vergriffen hat und sich "sehr weit hinausgelehnt" hat; aber es stimmt natürlich auch, dass er berechtigt – ja sogar als Botschafter verpflichtet – ist, die Interessen seiner Landsleute hier zu vertreten: und das ist nun mal immer noch die überwiegende Mehrheit der türkischen Immigranten. Sie haben eben weiterhin nicht nur die türkische Staatsbürgerschaft ("nur" ca. 1/5 bis 1/4 der legalen und illegalen Einwanderer sind bisher eingebürgert worden und daher nicht mehr "Türken"), sie fühlen sich zu einem erheblichen Teil auch nicht als Österreicher, sondern weiterhin als Türken. Selbstverständlich nehmen aber die Nationalstaaten auch eine gewisse Schutz- und Vertretungsfunktion für die Angehörigen der eigenen Minderheit in anderen Staaten wahr: Warum sonst dürfte sich Slowenien (und früher Jugoslawien) bei den zweisprachigen Ortstafeln in Südkärnten zu Wort melden?
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Tezcans Botschaft öffnet Augen
Es dürfte den Faymanns und Prölls daher besonders sauer aufstoßen, dass das angeblich "rechte" Konzept der ethnischen Volkszugehörigkeit international durchaus anerkannt ist und keineswegs mit der Faschismuskeule ausgerottet werden kann. Das ist es, was die SPÖVP so besonders empört: dass mit diesem Interview deutlich gemacht wird, was uns diese Immigration langfristig bringt. Nämlich dass sich die alteingesessene Bevölkerung bald schon in gewissen Gebieten an die Kultur der Zuwanderer nicht nur gewöhnen, sondern auch anpassen wird müssen; dass der Englischunterricht für Volksschüler bald zweitrangig gegenüber dem Türkischlernen sein wird, und was da noch alles auf uns zukommt.
Dafür, dass Sie dies nun zu für ganz Österreich zum Thema gemacht haben, das eben nicht mehr so leicht von den offiziellen Stellen unter den Teppich gekehrt werden kann, dafür danken wir Ihnen, Herr Botschafter Tezcan!
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