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29. Mai 2010 / 19:53 Uhr

Josef Pröll – zwischen Wahnsinn und Genie

Josef Pröll mag zweifellos als Finanzminister gescheitert sein, vielleicht ist er dafür aber ein umso besserer Mathematiker. Hat er entdeckt, woran Generationen griechischer Gelehrter gescheitert sind: eine Formel zur Quadratur des Kreises? Wenn ja, wird man seinen Namen fortan ohne Übertreibung in einem Atemzug mit Pythagoras oder Euklid nennen dürfen – falls nicht wohl eher mit dem des gescheiterten „Kaisers der Franzosen“. Doch worin soll dieses Meisterstück, ein Drahtseilakt zwischen Wahnsinn und Genie, bestehen?

Kommentar von Unzensurix

Die Antwort kann der staunende Wähler der Beantwortung einer schriftlichen parlamentarischen Anfrage entnehmen. Herrn Pröll zufolge, hätte es keine Alternative zum Rettungspaket für Griechenland gegeben. Ansonsten wären beinahe apokalyptische Finanzverhältnisse die Folge. Der Kurs des Euro würde wohl beinahe ins Bodenlose fallen, das Inflationsgespenst würde entfesselt und weitere Staatspleiten wären die mögliche Folge. Auf die Frage, ob sich die Haftungen und „Notkredite“ für das marode Griechenland negativ auf die Bonität Österreichs auswirken und damit zu erhöhten Zinszahlungen für die Staatsschulden führen könnten, gab er folgendes zum Besten:

„Die Ratingagenturen, die die Republik Österreich analysieren, zählen Österreich zu den stabilsten Staaten, auch unter Berücksichtigung strenger Stress-Szenarien für Wirtschaft und Banken. Zu bemerken ist allerdings, dass angesichts der allgemein hohen Staatsverschuldung ein entscheidendes Kriterium in den Bonitätsanalysen der Ratingagenturen die Konsolidierungsbereitschaft ist. Länder, die hier keine glaubhaften Akzente setzen, werden unweigerlich zurück fallen. Umso wichtiger ist es, daher auch in Österreich mit der Konsolidierung des Staatshaushalts zu beginnen.“

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Dies bedeutet nicht nur einen Angriff auf das ohnehin schon längst nicht mehr prall gefüllte Geldtascherlder Österreicher. Dafür aber, sollte dieses Vorhaben gelingen, tatsächlich die Quadratur des Kreises. Das Budget Österreichs muss, den Ausführungen des BMF zufolge, konsolidiert werden. Dieses Zeichen würde helfen, die Bonität der Republik gegen lauernde Ratingagenturen zu verteidigen. Gleichzeitig werden Milliarden Euro als „Löschwasser“ nach Griechenland faktisch verschenkt. Man muss wohl Josef Pröll heißen, um die Logik dieser Gedankengänge zu verstehen. Aber über Wahnsinn oder Genie entscheidet ja, einem ebenso berühmten wie völlig gescheitertem Kaiser zufolge, der (ausbleibende?) Erfolg.

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