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Paul Köllensperger hatte von der Schwäche der Freiheitlichen profitiert. Jetzt könnte es genau umgekehrt werden.

25. August 2020 / 09:44 Uhr

Nach Entzauberung Köllenspergers: Neue Chance für die Freiheitlichen in Südtirol

Die Landtagswahl im Oktober 2018 hatte deutliche Veränderungen für die politische Landkarte Südtirols gebracht. Den Freiheitlichen, bis dahin DIE Oppositionspartei, wurde die Rechnung dafür serviert, dass sie einen Politikerskandal nicht aufdeckten, sondern schwiegen und mitstimmten. Der Rentenskandal, bei dem sich die Politiker hemmungslos hohe Pensionen genehmigten, betraf zwar alle Parteien, aber von den Freiheitlichen hatten sich die Wähler anderes erwartet.

Ein Teil der Wähler blieb bei der Landtagswahl enttäuscht zu Hause, ein Teil wählte das Team Köllensperger.

Vom Regen in die Traufe 

Köllensperger präsentierte sich als klassischer Bürgerlicher, der Machtkontrolle signalisierte. Zudem war das Team Köllensperger eine rein deutsche Liste, also wählbar für die Südtiroler, und wurde von den Medien, im Gegensatz zu den Freiheitlichen, aufs Podest gehoben.

Jetzt ereilte ein ähnlicher Fall das Land (unzensuriert berichtete): Mehrere Abgeordnete im Südtiroler Landtag, alle mit üppigen Politikergehältern ausgestattet, hatten um den 600-Euro-Bonus von Italiens Bundesregierung angesucht, der Corona-geschädigten Unternehmern und Privatpersonen helfen sollte. Die Freiheitlichen, geläutert von ihrer jüngsten Erfahrung, haben nicht zugegriffen.

Gemeindewahlen im September

Dafür aber Paul Köllensperger. Seine Bewegung „Team K“ ist entzaubert, denn sie steht und fällt mit ihm und seinem Namen (Team K für Köllensperger). Die bevorstehenden Gemeindewahlen am 20. und 21. September, das härteste Pflaster zur Ergründung einer landesweiten Stimmung, wird wohl die große Ernüchterung bringen. Das Team K wird zwar vielleicht in einzelnen Gemeinden mit gutem Personenangebot punkten können, doch von einem Schwung, der sich vom grandiosen Landtagswahlergebnis auf die Gemeinden umlegen ließe, wird nichts übrigbleiben.

Karten neu gemischt

In den deutschen Gemeinden gibt es kaum Listen des Team K, man muss sich hinter Bürgerlisten verstecken. In den Städten, wo man auf eine italienische Klientel hofft, oder zumindest auf die Mezz-per-sort, das deutsch-italienische Mischmilieu, ist man schräge Bündnisse eingegangen, nämlich mit den kleinen, aber virulenten radikalliberalen Kreisen.

Aus diesem Umfeld stammt auch ihr Bozner Bürgermeisterkandidat, Thomas Brancaglion (italienischer Vater, deutsche Mutter), Rechtsanwalt und Chef von Radio Tandem, dem Radiosender der Neuen Linken, zu der in den späten 1970 Jahren auch die Radikalliberalen gehörten. Sie fischen also im Teich der Grünen und hoffen offenbar auf die Stimmen eines liberalen, urbanen Publikums, dem Volkstumsfragen zuwider sind, das sich selbst aber nicht als links definiert (obwohl sie es gesellschaftspolitisch sind). Das kann nur ein Debakel werden – und ist eine Chance für die Freiheitlichen.

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