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Christian Buchmann ist neuer Präsident des Bundesrates – zu zweifelhaftem Ruhm gelangte er 2016 durch seine gefälschte und offiziell aberkannte Doktorarbeit.

23. Dezember 2020 / 23:25 Uhr

Bundesrat: Neuer ÖVP-Präsident mit reichlich Altlasten

Der Bundesrat hat turnusmäßig den Wechsel an seiner Spitze vollzogen. Neben Doris Hahn (SPÖ) und Peter Raggl (ÖVP) als neue Vizepräsidenten ist es vor allem Neo-Präsident Christian Buchmann (ÖVP), der in der sonst eher medial wenig beachteten Länderkammer Aufmerksamkeit erregt.

Bundesratssitz als Versorgungsposten

Buchmann kann auf eine früher durchaus erfolgreiche politische Karriere zurückblicken. Nach seinem Aufstieg über den Gemeinderat der Stadt Graz bis in den Stadtrat, war er von 2005 bis 2017 zwölf Jahre lang Landesrat der steirischen Landesregierung – zuletzt für den Bereich Wirtschaft. Als er diesen Posten nach langem Zögern schließlich wegen einer peinlichen Affäre räumen musste, wurde es erst einmal still um die einstige Größe der steirischen Politik. Um keine weitere mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schob man das frühere Zugpferd der steirischen ÖVP in die Länderkammer ab, wo er sich dank alter Seilschaften erst zum stellvertretenden Vorsitzenden der schwarzen Bundesratsfraktion und schließlich zum Vizepräsidenten des Bundesrates „hocharbeitete“.

“Doktor” mit gewissen Makeln

Grund für Buchmanns Abgang von der steirischen Polit-Bühne war nämlich eine Plagiatsaffäre rund um seine Doktorarbeit an der Universität Graz. Im Juni 2016 wurde ein Gutachten des “Plagiatsjägers” Stefan Weber über Buchmanns Werk mit dem Namen „Die Wirtschaft im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie“ bekannt. In diesem heißt es:

Die Dissertation umfasst 179 Seiten exklusive Anhang. Plagiatsstellen wurden auf 53 Seiten gefunden, das sind 29,6 Prozent der Seitenzahl.

Zweiter unakademischer Anlauf in der Politik

Anfänglich dementierte das Büro des Landesrates jegliche Vorwürfe. Der Wirtschaftslandesrat habe seine Dissertation vollinhaltlich selbst verfasst, nichts sei kopiert. Nachdem immer mehr Stimmen laut wurden, Buchmann solle der Titel entzogen werden, kamen schließlich drei unabhängige Gutachten zu dem Schluss, dass weite Teile der Abschlussarbeit nahezu wortgleich übernommen worden waren. Per Bescheid wurde dem Landesrat die Doktorwürde aberkannt. Insgesamt sollte es daraufhin mehr als zehn Monate dauern, bis Buchmann die Konsequenzen aus seinen Verfehlungen zog und als Wirtschaftslandesrat zurücktrat. Nun feiert er sein politisches Comeback – ob geläutert, oder nicht, auf jeden Fall aber unakademisch.

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