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Karl Nehammer

Plagiatsjäger Stefan Weber will sich auch die Masterarbeit von ÖVP-Innenminister Karl Nehammer genau anschauen. Peinlich, sollte auch er geschwindelt haben.

13. Jänner 2021 / 11:06 Uhr

Nehammers Masterarbeit wurde nur elektronisch auf Plagiat überprüft

Stolpert nach Christine Aschbacher auch ÖVP-Innenminister Karl Nehammer über eine Plagiatsaffäre? Das wäre dann wohl das Ende einer mutmaßlichen „Schwindel“-Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Plagiatsjäger Weber nimmt sich Regierung vor

Das Zittern unter den Ministern mit akademischen Graden soll groß sein, seit der gefürchtete Plagiatsjäger Stefan Weber, der mit seiner Expertise auch ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher zu Fall brachte, auf oe24 angekündigt hat, sich weitere Regierungsmitglieder vorzunehmen. Für ihn, so Weber, sei es nach einem so großen Präzedenzfall fast eine wissenschaftliche Pflicht, sich die akademischen Abschlussarbeiten aus dem Regierungs-Umfeld der zurückgetretenen Ministerin genauer anzuschauen.

Nehammer soll von Wikipedia abgeschrieben haben

Wie berichtet, gibt es bei Nehammer ja sogar den peinlichen Vorwurf, er habe von Wikipedia abgeschrieben. Der ÖVP-Innenminster erlangte den akademischen Grad „Master of Science“ (MSc). Seine Masterarbeit schrieb er zum Thema „Strategie und politische Kommunikation der Volkspartei Niederösterreich im Landtagswahlkampf 2013“.

Auf Nachfrage von unzensuriert teilte die Donau-Universität Krems mit, dass „die Master Thesis von Karl Nehammer in einem berufsbegleitenden Universitätslehrgang betreut wurde“. Zudem wollten wir wissen, ob auch eine Plagiatsprüfung erfolgte, worauf der Pressesprecher der Universität folgende Auskunft gab:

Die Master Thesis wurde mit der führenden Software zur Plagiatskontrolle “Turnitin Version 2014“ überprüft, woraufhin der Betreuer informiert wurde, dass sie kein Plagiat darstellt.

Beim Betreuer handelt es sich um den durch seine ORF-Analysen bekannten Politologen Peter Filzmaier, der bei Feststellung von Plagiaten wohl auch Erklärungsbedarf hätte.

Aschbacher war externe Lehrbeauftragte an der Donau-Universität Krems

Bei den Nachforschungen zu Nehammer ist unzensuriert auf eine weitere interessante Information gestoßen: Die wegen des „Schwindel“-Vorwurfs zurückgetretene Ministerin Aschbacher hat demnach an der Donau-Universität Krems sogar unterrichtet. Laut Uni-Auskunft hielt sie 2013 als externe Lehrbeauftragte eine Lehrveranstaltung zum Thema „E-Governance“ ab, wofür Aschbacher „ein Honorar im universitär üblichen Rahmen“ erhielt.

FH Wiener Neustadt leitete Prüfverfahren zu Plagiatsvorwürfen ein

Die Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt hat inzwischen zu den Plagiatsvorwürfen gegen Aschbacher ein Prüfverfahren eingeleitet. An dieser FH hat, wie das profil schon 2010 berichtete, der damalige Wiener Polizeikommandant und heutige ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer in einem regelrechten „Blitz-Verfahren“ seinen akademischen Titel „Bachelor of Arts“ (BA) erworben. Sechs Semester, 1.600 Unterrichtseinheiten – der Weg zum akademischen Grad Bachelor kann durchaus steinig sein. Allerdings nicht für Mahrer, der es in nur acht Wochen, manche Quellen sprechen sogar von nur acht Wochenendseminaren, geschafft hat.

Akademischer Grad zur Behübschung der Visitenkarte

Mahrer soll laut profil übrigens nicht der Einzige gewesen sein, der in den Genuss des „Blitz-Studiums“ kam. Mindestens ein Dutzend hoher Polizisten hat den bequemen Abschneider auf dem Weg zu lichten akademischen Höhen genutzt, um nach dem Schnellsiedekurs eine höhere Einstufung im Schema des öffentlichen Diensts zu bekommen und um ihre Visitenkarte zu behübschen.

FH Wiener Neustadt verrät keine Polizisten-Namen

Um welche Personen es sich dabei gehandelt hat, wollte uns die Fachhochschule Wiener Neustadt nicht sagen. Die Hochschulleitung teilte uns mit:

In der Causa Frau Aschbacher sind wir als Hochschule selbstverständlich an einer lückenlosen Aufklärung des Sachverhalts interessiert und werden die Vorwürfe daher prüfen, die Tatsachen beurteilen und, wenn erforderlich, Maßnahmen ergreifen. Zu dem von Ihnen zusätzlich genannten Fall (akademische Grade für Polizisten, Anm. d. R.) liegen uns keine Informationen vor.

Ex-Ministerin Aschbacher löste ihr Dienstverhältnis im Finanzministerium

Aschbacher hat ihr aufrechtes, karenziertes Dienstverhältnis im Einvernehmen mit dem Finanzministerium am Montag aufgelöst. Damit verzichtet sie auf ihr Rückkehrrecht und ihren Arbeitsplatz im Finanzministerium und die damit verbundenen Gehaltsansprüche. Außerdem entsteht dadurch kein Anspruch auf eine Gehaltsfortzahlung aus ihrer Ministertätigkeit.

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