Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Screenshot / YouTube

Die ironischen Video-Beiträge von mehr als 50 Schauspielern sollten laut Regisseur dem besserverdienenden, bessergestellten Medienbürgertum den Spiegel vorhalten.

24. April 2021 / 09:51 Uhr

#allesdichtmachen-Regisseur: „Wenn hier überhaupt jemand rechts ist, dann ist dieser Shitstorm faschistoid“

Gibt es Repressalien für die Schauspieler? Diese Frage stellte unzensuriert gestern, Freitag, nachdem wir über die Satire-Videos von mehr als 50 österreichischen und bundesdeutschen Schauspielern berichteten. Da ahnten wir noch nicht, was diese ironischen Äußerungen zu den übertriebenen Corona-Maßnahmen für eine Welle der Zustimmung und Empörung auslösen werden – und die Androhung von Repressalien!

SPD-Politiker will Liefers aus dem “Tatort” schmeißen

Lange brauchte man nicht warten, dass einer über das Ziel schoss. SPD-Politiker und WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin forderte auf Twitter: Öffentlich-rechtliche Fernsehsender müssen die Zusammenarbeit mit Schauspielern wie Liefers und Tukur beenden.

Beide hatten bei der Videoaktion “#allesdichtmachten” mitgemacht. Später löschte Duin seinen Tweet wieder. Allerdings machte Duin damit klar, wie man nach seiner Vorstellung mit der Meinungsfreiheit im Land umzugehen hat.

Schauspieler will künftig auf der linken Seite abgehen

Der Schauspieler Christian Ehrlich dürfte schon in Vorahnung des linken Zeitgeists seinen Videobeitrag gedreht haben. Er habe nachgedacht über den Beifall von der falschen Seite und er wolle in Zukunft auf der linken Seite der Bühne abgehen, um zu zeigen, auf welcher Seite er stehe. Hier das Video:

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Kritik muss wehtun

Energisch verteidigt hat die Aktion Dietrich Brüggemann, der laut Deutschlandfunk zu den Mitinitiatoren der Videokampagne zählt und als Regisseur und Drehbuchautor mitgewirkt haben soll. Er sagt:

Kritik muss wehtun. Wenn man lieb und brav ist, bringt es nichts.

Brüggemann nimmt dem Sender gegenüber die Beteiligten in Schutz und weist die Kritik zurück:

Diese Gruppe will mit dem verengten Diskursraum in diesem Land aufräumen, in dem wir ihn packen und schütteln.

Die verheerende Kritik würde gerade zeigen, “dass es nötig ist. Man wird beschimpft in einem Vokabular, das zynisch und menschenverachtend ist. Wenn hier überhaupt jemand rechts ist, dann ist dieser Shitstorm faschistoid.“

“Dem besserverdienenden Medienbürgertum den Spiegel vorhalten”

Brüggemann äußert sich im Deutschlandfunk auch zum Sinn dieser Aktion:

Sie hält dem besserverdienenden, bessergestellten Medienbürgertum, der Twitterblase, die die ganze Zeit Lockdown fordert, aber völlig übersieht, was mit dem Rest der Gesellschaft passiert, den Spiegel vor.

Und auf Twitter richtet er seinen Kritikern aus:

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Thread zu #allesdichtmachen Es hat eingeschlagen. An alle, die jetzt von “Verhöhnung” schwurbeln: Ich schwurble jetzt auch mal. Ihr verhöhnt die Opfer. Ihr trampelt auf denen herum, die jetzt selbstmordgefährdet sind. Ihr spuckt auf all die, die ihre Existenz verloren haben.

Ihr macht euch lustig über das Leid derer, die in ärmeren Schichten und ärmeren Ländern über die Klinge springen, die ihr ihnen hinhaltet. Ihr seid zynisch und menschenverachtend. Es macht Spaß, so herumzupöbeln, stimmt’s? Wollen wir trotzdem mal damit aufhören? Ja? Gut.

Oder nein, wir können auch noch ein bißchen weitermachen. Euch ist ja immer “übel” und ihr “kotzt” auch gern. Wißt ihr was? Mir ist auch übel. Und zwar wegen euch. Ihr seid ein Teil des Schlimmsten, was die Menschheit hervorgebracht hat: Ihr seid ein Lynchmob. Ganz einfach.

So, genug gepöbelt. Ich könnte jetzt die üblichen Distanzierungsfloskeln von mir geben, aber vorher schlafe ich vor Langeweile ein. Nazis sind Nazis und Selbstverständlichkeiten sind selbstverständlich. Und was auch selbstverständlich sein sollte:

Wenn Kritik an Corona-Politik “rechts” ist, dann ist meine linke Hand auch rechts. Ja klar habe ich Respekt vor allen Ärzten und Pflegern. Ich habe auch Respekt vor all denen im Lande, die im Eimer sind und nicht mehr weiterwissen. Und jetzt möge mir mal einer erklären, warum das eine zwingend das andere erfordert. Und warum unsere ganze Gesellschaft in einer Art Kriegszustand sein muss, in der die gesamte Zivilgesellschaft strammzustehen hat und nichts anderes mehr wichtig ist als der Kampf gegen den einen, maximalen Feind. Und wer fragt, ob dieser Feind wirklich so maximal ist und ob man den vielleicht auch mit anderen, zivilen Mitteln bekämpfen könnte, der ist ein Leugner und Volksfeind und muß an die Laterne gehängt werden. Ihr merkt gar nicht, was für Reflexen ihr hier nachgebt, aber das ist Teil des Problems.

An einer Medienelite, die den immer härteren Lockdown fordert und jeden Kritiker mit Verweis auf volle Intensivstationen zum Abschuss freigibt, gibt es jede Menge zu kritisieren. Und dieser Shitstorm kommentiert sich ohnehin selbst.

Hat euch Tod und Sterben jemals interessiert? War es euch bisher egal, dass um euch herum jeden Tag Menschen aus vermeidbaren Gründen gestorben sind? Aber auf einmal gibt es für euch nur noch dieses Thema?

Keins von diesen Videos handelt von der Pandemie. Aber sie ziehen das hohle Pathos durch den Kakao, mit dem wir uns seit einem Jahr konfrontiert sehen. Sie kritisieren die Gnadenlosigkeit, mit der alles, das jetzt den Bach heruntergeht, als zweitrangig abgetan wird.

Sie hinterfragen die Geschichten, die eine Gesellschaft sich selbst erzählt. Und wenn diese Gesellschaft (oder die 1%, die auf Twitter sind) dann derart überschäumend reagiert, dann war das Ganze offenbar notwendig. Ende.

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