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Sebastian Kurz / Maske

ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz will Einschränkungen wie das Maskentragen nicht beenden und auch nicht zur Normalität zurückkehren. Möglicherweise befürchtet er mit dem Ende der Bevormundung der Bürger einen Popularitätsverlust.

9. August 2021 / 23:01 Uhr

Paradox: Fällt die Maskenpflicht, sinkt die Popularität von Sebastian Kurz

Der britische Premier Boris Johnson hat im Juli die Maskenpflicht generell abgeschafft. Warum das in Österreich nicht passiert, dürfte einen einfachen Grund haben: Jene Politiker sind am populärsten, die, wie etwa Markus Söder in Bayern oder Sebastian Kurz in Österreich, die Bürger am meisten bevormunden.

“Pandemischer Zeitgeist” kontrolliert Gesellschaft

Tatsächlich wäre es aber längst an der Zeit, die Corona-Einschränkungen zu beenden, meint auch Eric Gujer in seinem Leitartikel in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Er schreibt von einem “pandemischen Zeitgeist”, der Kontrolle der Gesellschaft im Zeichen eines absolut verstandenen Gesundheitsschutzes bedeute – inklusive Eingriff in die Grundrechte der Bürger.

Stets widersprüchliche Fakten

Corona sei, meint Gujer, zum Paradigma der Gegenwart geworden, also zum Deutungsmuster für die stets widersprüchlichen Fakten. Es brauche Paradigmen, um Ordnung in der Welt zu schaffen. Die verletzlichen Personen, die Alten und Kranken, die oft zitierten “vulnerablen Gruppen”, seien inzwischen zu 80 Prozent geschützt, würden für Verbote also nicht mehr ausreichen. Nun hieße es, man müsse die Kinder und Jugendlichen sowie den Schulbetrieb schützen. Die Argumentation des Vorjahres werde einfach auf den Kopf gestellt.

Bei Masern sperrten Schulen nicht zu

Im NZZ-Leitartikel zieht Gujer einen Vergleich mit der Masern-Impfung in den 1970er-Jahren, er meint:

Geht man bis in die frühen siebziger Jahre zurück, sieht man, wie sehr sich die Wahrnehmung verschoben hat. Damals hatte sich die Masernimpfung noch nicht als Standard durchgesetzt. Obwohl Masern schwerste Schäden verursachen können, fiel der Unterricht nicht aus. Die Krankheit wurde als Teil des Lebensrisikos hingenommen. Kein Politiker wäre deswegen auf die Idee gekommen, die Schulen zu schließen oder gar die ganze Bevölkerung Beschränkungen zu unterwerfen.

Mit Corona kam Obrigkeitsstaat zurück

Es wäre an der Zeit, so Gujer, die in den vergangenen anderthalb Jahren antrainierten Denk-Schablonen infrage zu stellen. Ob damit alle zurechtkommen, sei eine andere Frage. Denn dann müssten die Menschen ohne Schwimmhilfen des pandemischen Obrigkeitsstaates auskommen. Das wollen vielleicht nicht alle, weshalb jene Politiker derzeit am populärsten sind, die – wie Sebastian Kurz – die Bürger am meisten bevormunden.

Bevormundung der Bürger

Ist das der Grund, warum Österreich keinen „Freedom Day“ wie Großbritannien erleben darf? Die vulnerablen Gruppen sind geschützt, die ohnehin fraglichen Inzidenz-Zahlen im Keller, es gibt weit und breit keine Überlastung des Gesundheitssystems. Die einzige Sorge der Regierung dürfte wohl sein, wie man die Bevormundung der Bürger weiter hochhalten kann, um weiter Popularität zu genießen. Ob da die ehrlichere Politik eines Boris Johnson am Ende nicht die erfolgreichere ist, wird sich noch herausstellen.

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