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Herbstzeitlose / Hochlandrinder

Herbstzeitlose auf den Weideflächen im Nationalpark Donau-Auen. Elf schottische Hochlandrinder fielen den giftigen Pflanzen bereits zum Opfer.

29. Jänner 2022 / 11:28 Uhr

Herbstzeitlose und elf tote Rinder – Politik ignoriert Hilferuf der Bauern im Nationalpark Donau-Auen

Landwirt Manfred O. hat vom Nationalpark Donau-Auen (Bundesforste) vor sechs Jahren eine Fläche von 67 Hektar als Mähwiesen für Heu gepachtet. Doch dieses ist wegen der hochgiftigen Herbstzeitlosen-Pflanzen, die dort in Massen sprießen, unbrauchbar. Jetzt zieht er eine traurige Bilanz: Elf seiner schottischen Hochlandrinder verendeten, das Heu ist vergiftet, das Futter muss zugekauft werden – Bauer O. steht vor dem Nichts. Und die Politik ignoriert offenbar das Problem, das nun zu einem Bauernsterben in Niederösterreich führen könnte.
Heu als Futtermittel nicht geeignet
Laut O. sind von diesem Schicksal insgesamt 25 Landwirte betroffen. In der ATV-Sendung „Mein Recht! Ich geb nicht auf“ vom 3. Oktober 2021 sagten O. und weitere zwei Bauern, dass der Nationalpark Donau-Auen ihnen die Grundstücke im Wissen, dass sie auf den Flächen Heu gewinnen, verpachtet hätte. Dass diese Flächen dafür jedoch nicht geeignet sind bezeugen elf tote Rinder. Zudem würden Vorschriften des Nationalparks eine Ausrottung der giftigen Pflanzen verbieten, so O., der auf ein Facebook-Posting hinweist, in dem der Nationalpark die Herbstzeitlosen stolz präsentiert.
Schaden macht schon 300.000 Euro aus
Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weist in einem Schreiben an die Landwirte auf § 3 des Futtermittelgesetzes 1999 hin, das verbietet, Heu mit Giftpflanzen an Tiere zu verfüttern oder es in Verkehr zu bringen. Man würde damit nicht nur gegen das Futtermittelrecht, sondern auch gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Seither häuft sich die Schadenssumme der betroffenen Landwirte. Allein bei Manfred O. sind es laut eigenen Angaben 300.000 Euro, die aufgrund der toten Tiere, nicht verwertbarem Heu, Futterzukauf, Pacht und Sozialversicherung zusammengekommen sind.
Finanzprokuratur drohte mit Räumung
O. steht vor dem Nichts. Den Großteil der Flächen hat er bereits 2020 an den Nationalpark Donau-Auen zurückgegeben, nur rund drei Hektar stehen ihm jetzt noch als Weidefläche für 50 Rinder zur Verfügung. Aber nicht mehr lange, denn die Finanzprokuratur, die die Interessen der Bundesforste wahrnimmt, drohte in einem Schreiben vom 13. Jänner mit einer Räumungsklage, sollte O., der nach seinen dramatischen finanziellen Verlusten praktisch pleite ist und die Pacht nicht mehr bezahlen kann, die Weide „Hansleinzäunung“ nicht von selbst räumen. Gegenüber unzensuriert sagte der verzweifelte Manfred O.:

Wohin soll ich denn mit den 50 Rindern?

Hilferuf an Politik blieb ungehört
Sein Hilferuf an die Politik blieb ungehört. Das Büro von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) legte ihm in einem Brief vom 29. November 2021 nahe, für die notwendige Klärung eine „rechtsanwaltliche Unterstützung“ in Anspruch zu nehmen. Die Nationalpark-Abteilung der Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) erklärte in einem Schreiben vom 1. Dezember 2021 ihre „Unzuständigkeit“ und in einer Mitteilung der Präsidentschaftskanzlei von Bundespräsident Alexander Van der Bellen an Herrn O. am 23. November 2021 heißt es:

Im Auftrag des Herrn Bundespräsidenten wurde Ihr weiteres Schreiben dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus weitergeleitet und mit dem Ersuchen verknüpft, Ihnen zu antworten. Weitere Veranlassungen sind dem Herrn Bundespräsidenten nicht möglich.

Landwirte in ihrer Existenz bedroht
Die für die Bewirtschaftung zuständigen Österreichischen Bundesforste luden ob dieses Problems am 7. September 2020 zu einem „Runden Tisch Herbstzeitlose“ ins Schloss Eckartsau, Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich. Im Ergebnisprotokoll heißt es, dass ein Projekt zur Zurückdrängung der Herbstzeitlose ausgearbeitet werden soll. „Geschehen ist in Wahrheit aber nichts“, so O. gegenüber unzensuriert. Für ihn – und womöglich auch für die anderen Landwirte in der Region – kommen jegliche Maßnahmen sowieso zu spät. Sie alle sind in ihrer Existenz bedroht, und alle fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.

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