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Arnold Schwarzenegger

Arnold Schwarzegger sagte 2012, “die Welt muss Güssing werden”. Ein Blick in die vermeintliche Ökostadt im Burgenland offenbart aber, wie es um die Energieunabhängigkeit wirklich steht.

22. Mai 2023 / 11:54 Uhr

„Potemkin’sches Dorf“: Deshalb kehrt Schwarzenegger Güssing den Rücken!

Ist der ehemalige Gouverneur von Kalifornien und Hollywoodstar, der selbsternannte „Öko-Papst“ Arnold Schwarzenegger, auf einen Energieschwindel in der burgenländischen Stadt Güssing hereingefallen? Trotz seines Versprechens im Jahr 2012, Güssing wieder zu besuchen, kehrte er der Stadt bisher den Rücken.

Vermeintliche Ökostadt

Die mediale Inszenierung der ÖVP hätte nicht pompöser sein können, als Schwarzenegger im Jänner 2012 der vermeintlichen Ökostadt Güssing einen Besuch abstattete. Der damalige Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP), ein gebürtiger Burgenländer, bezeichnete „Güssing als Synonym für Energieunabhängigkeit“ und forderte „Österreich muss Güssing werden“. Schwarzenegger setzte noch eins drauf und sagte gegenüber der versammelten Medienschar:

Die Welt muss Güssing werden.

Auf die Frage eines Journalisten „Mister Schwarzenegger, will you be back?“ antwortete er: „I’ll be back.“

Von Energie-Autarkie meilenweit entfernt

Zurückgekehrt ist Schwarzenegger bisher nicht. Dabei hätte er jetzt, Mitte Mai, die Gelegenheit dazu gehabt, als er beim diesjährigen Klima-Gipfel „Austrian World Summit“ in der Wiener Hofburg zu Gast war. Wahrscheinlich wurde Schwarzenegger inzwischen klargemacht, dass er vor elf Jahren in Güssing in ein Potemkin’sches Dorf geführt worden war und dass Güssing von Energie-Autarkie in Wahrheit meilenweit entfernt ist.

Biodiesel-Erzeugung ging in Konkurs

Autor Markus Groll hat die Geschichte vom energieunabhängigen Städtchen sogar in sein Buch „Die 50 größten Energiespar-Lügen: Die gängigsten Irrtümer rund um Strom, Sprit und Heizen“ aufgenommen. Sein Urteil: Die glanzvolle Öko-Metropole sei kaum weniger von Fremdenergie abhängig als die meisten anderen Gemeinden. Ihr Selbstversorgungsgrad betrage nur noch 51 Prozent, seit die Biodiesel-Erzeugung 2006 wegen Unfinanzierbarkeit in Konkurs gegangen ist. Wenn man bedenke, dass der Großteil der Energie nicht auf örtlichen Rohstoffen fuße, sondern der Großteil mit Holz aus dem ganzen Bezirk erzeugt werde, schrumpfe die Energieversorgung auf 31 Prozent, schrieb Groll. Außerdem habe Burgenland in das Ziel-1-Gebiet der Europäischen Union Unsummen in Energieprojekte gesteckt, die nie zurückverdient werden könnten.

Energieunabhängigkeit nicht zu schaffen

Güssings SPÖ-Bürgermeister Vinzenz Knor war im Jänner 2012 noch nicht im Amt, als Schwarzenegger den Ort besucht hatte. Er ist erst im Oktober 2012 zum Bürgermeister gewählt worden. Auf die Frage von unzensuriert, ob Güssing heute energieautark sei, meinte Knor:

Wie sollen wir das schaffen?

Biomassekraftwerk außer Betrieb

Dass auch das Biomassekraftwerk außer Betrieb ist, sei dem Auslaufen des Ökostrom-Tarifs geschuldet, meinte der Bürgermeister, der aber darauf hinwies, dass die Gemeinde über ein dichtes Fernwärmenetz verfüge und dass schon viele öffentliche und private Gebäude mit Strom über Photovoltaik-Anlagen versorgt würden.

Rahmenbedingungen passen nicht

Dass die Energie-Autarkie auch in Zukunft nicht möglich sein werde, gab Ing. Joachim Hacker von der in Güssing ansässigen „Europäischen Zentrale für erneuerbare Energie“ zu. Alleine die Bezeichnung „Energie-Autarkie“ sei nicht sinnvoll und „bringt uns nicht weiter“. Zu Problemen sei es gekommen, weil die Rahmenbedingungen nicht gepasst hätten. Diese würden sich auch immer wieder ändern, aktuell sei in Güssing ein großer Photovoltaik-Park geplant.

Bürgerinitiativen gegen Photovoltaik- und Windpark-Anlagen

Gegen diesen Photovoltaik-Park würden sich Bürgerinitiativen formieren, gibt der Landesgeschäftsführer der FPÖ Burgenland, Rudolf Smolej, Auskunft gegenüber unzensuriert. Auch gegen einen vorgesehenen Windpark in der Gemeinde Moschendorf im Bezirk Güssing gäbe es großen Widerstand in der Bevölkerung, vor allem wegen der Verschandelung des Landschaftsbildes und „weil keiner die Kostenwahrheit dazu sagt“. Er selbst habe eine Photovoltaik-Anlage am Dach und würde für die Einspeisung zwischen elf und 16 Cent bekommen, während er den Strom von Burgenland Energie dann um 23 Cent zurückkaufen könne. Smolej sagte in einer Presseaussendung am 17. Mai, nachdem Photovoltaik-Anlage und Windpark in Diskussion gestanden waren:

Sinnvolle wäre es, angesichts der Dimension solcher Projekte, vor derartigen Widmungsverfahren verpflichtend eine Bürgerbefragung abzuhalten.

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