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Armin Wolf wartet ausgerechnet bei einer Verleihung von Preisen für kritischen Journalismus mit falschen Fakten auf.

26. November 2018 / 20:07 Uhr

ORF-Moderator Armin Wolf verbreitet “Fake News” bei Rede zu Medienpreis

Ausgerechnet bei einer Rede zur Verleihung eines Medienpreises nahm es ORF-Moderator Armin Wolf mit der Wahrheit nicht so genau. Ziel seiner “Fake News” sind unzensuriert und das österreichische Innenministerium. Doch Wolf muss anerkennen, dass patriotische Medien immer mehr Bedeutung gewinnen, während er dem Mainstream-Journalismus eine “dreifache Krise” attestiert – “eine ökonomische, eine politische und eine essentielle”.

Patriotische Medien auf der Überholspur

Unzensuriert kommt in der Festrede bei der Verleihung des “Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus” in Berlin in Zusammenhang mit einer von Wolf behaupteten “medialen Aufrüstung der Politik” zu Ehren, denn wie üblich nennt Wolf dieses Medium – wie auch Wochenblick, Info-Direkt und Alles Roger? – “FPÖ-nahe Plattformen”. Anlass zur Klage bietet ihm, dass gleich drei davon sich unter jenen zehn Medien befinden, deren Postings auf Facebook am häufigsten geteilt werden. Das ist korrekt. Wochenblick liegt hinter Heute und der Kronen Zeitung auf Platz drei, unzensuriert belegt Platz sieben und Info-Direkt Rang zehn.

Die längst widerlegte Verfassungsschutz-Beobachtung

Um zu zeigen, warum das ziemlich schlimm ist, versteigt sich Armin Wolf dann zu Folgendem:

Die Inhalte des Online-Magazins UNZENSURIERT sind laut österreichischem Verfassungsschutz “zum Teil äußerst fremdenfeindlich und weisen antisemitische Tendenzen auf. Es werden auch verschwörungstheoretische Ansätze und eine pro-russische Ideologie vertreten”. Der frühere Chefredakteur dieser Plattform leitet heute die Kommunikationsabteilung des österreichischen Innenministeriums. Diese Abteilung beschäftigt nach eigener Auskunft 58 Mitarbeiter, 21 davon allein für Social Media [Mail des BMI an den Autor].

Man könnte mittlerweile wissen, dass die hier zitierte Einschätzung des Verfassungsschutzes ohne jede Grundlage erfolgte, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz selbst in einem internen Aktenvermerk zugeben musste, denn:

Eine Analyse oder konkrete Einschätzung des Mediums wurde aber durch das BVT nicht durchgeführt.

Aber geschenkt. Der Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit, des Antisemitismus und der Verschwörungstheorie wird seit 2016 von den “Qualitätsmedien” gebetsmühlenartig in jeden Artikel über unzensuriert hineingeschrieben.

21 Mitarbeiter in der falschen Abteilung

Interessanter ist, was Wolf danach schreibt: Er behauptet, der “frühere Chefredakteur” leite heute die Kommunikationsabteilung des Innenministeriums, die “nach eigener Auskunft” 58 Mitarbeiter beschäftige, davon 21 für “Social Media”. Als Beleg der Richtigkeit seiner Ausführungen verweist Wolf auf ein “Mail des BMI an den Autor”.

Beides ist – für den politisch einigermaßen interessierten Leser leicht erkennbar – falsch. Der von Wolf als “früherer Chefredakteur” bezeichnete Alexander Höferl ist nicht Leiter der Kommunikationsabteilung im BMI und diese Abteilung beschäftigt auch keine “Social-Media”-Mitarbeiter, denn für “Social Media” gibt es im Innenministerium eine eigene Abteilung.

Falsche Info aus “Mail des BMI an den Autor”?

Kann es also sein, dass Armin Wolf in einem “Mail des BMI” falsche Tatsachen untergejubelt wurden? Unzensuriert fragte im Innenministerium nach und erhielt folgende Auskunft:

  • Es stimme nicht, dass seitens der Pressestelle des BMI die Auskunft ergangen sei, Alexander Höferl sei Kommunikationschef im Innenministerium.
  • Man habe auch darauf hingewiesen, dass Kommunikation und Social Media zwei unterschiedliche Abteilungen seien. Überdies sei auch informiert worden, dass die Mitarbeiter der Social-Media-Abteilung keineswegs nur Facebook-, Twitter- und Instagram-Profile betreuen, sondern auch für Grafik, Webdesign und Videoproduktion zuständig seien.

Alle Informationen öffentlich zugänglich

Diese Informationen hätte Medienprofi Wolf übrigens ganz ohne Recherche-Mail an das BMI herausfinden können. Die Geschäftseinteilung ist ebenso online verfügbar wie die Liste der Mitarbeiter des Kabinetts von Herbert Kickl, wo der von Wolf zum Kommunikations-Abteilungsleiter ernannte “frühere Chefredakteur” tatsächlich tätig ist.

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