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ÖVP-Finanzminister Schelling muss im Zusammenhang mit dem Silberstein-Lotterie-Verlust auch über eigene ÖVP-Parteifreunde Auskunft geben.

8. September 2017 / 09:00 Uhr

Silberstein-“Lotterie-Deal”: 40 FPÖ-Fragen an Finanzminister Hans Jörg Schelling

Nicht weniger als 40 brisante Fragen sind im Finanzministerium in der Wiener Himmelpfortgasse in Sachen Tal Silberstein eingelangt. Absender ist FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Konkret geht es um die undurchsichtigen Geschäftsbeziehungen von Silberstein und seiner Fondsgesellschaft „Novia“ mit den Österreichischen Lotterien beziehungsweise den Casinos Austria und deren Tochtergesellschaften in Sachen Video-Lotterien.

Auch Gusenbauer involviert?

Mit dabei in diesem ursprünglich 200 Millionen Euro schweren "Deal" soll auch Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gewesen sein:

Auch in Österreichs politiknaher Wirtschaft kennt man Silberstein: Zu Jahresbeginn 2016 klagte er die Österreichischen Lotterien, eine Tochter der Casinos-Gruppe, wegen eines geplatzten Projekts auf 822.000 Euro Schadenersatz, wie damals das Nachrichtenmagazin "profil" berichtete. Tal Silberstein wollte demnach über seine maltesische Fondsgesellschaft "Novia" mehr als 200 Millionen Euro in das von den Lotterien betriebene Geschäft mit Video Lottery Terminals investieren und führte ab Frühjahr 2014 darüber Gespräche. Die Casinos-Gruppe stieg aber im April 2015 aus den Verhandlungen aus. Silberstein klagte projektbezogene Aufwendungen für Reisen, Rechts-, Steuer- und sonstige Beratung ein. Silbersteins Rechtsanwalt in dieser Sache ist übrigens der Wiener Jurist Leopold Specht, der seinerseits immer wieder als SPÖ-Berater in Erscheinung trat. Bei der Novia Fund Management Limited mit Sitz in Malta fungiert laut Magazin „Profil“ Ex-Bundeskanzler Gusenbauer als nicht-geschäftsführender Direktor. Bis vor kurzem hat laut der „Kleinen Zeitung“ auch Ex-Raiffeisen-Manager Herbert Stepic den Titel eines "Non executive"-Direktors der Novia geführt.

Rot-schwarzes Management schenkt 250.000 Euro her

Erheblichen Erklärungsbedarf trifft hier auch ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling, denn er ist nicht nur oberste Glücksspiel-Aufsichtsbehörde, sondern auch Eigentümervertreter bei Casinos bzw. Lotterien. Nicht weniger interessant ist auch die schlussendlich ausgehandelte Einigung vor Gericht, die Silberstein bei einer ursprünglichen Forderung von 800.000 Euro immerhin 250.000 Euro einbrachte. Die Absegnung dazu erfolgte in einem rot-schwarzen Management und rot-schwarz besetzten Aufsichtsgremien:

Das Management der Casinos Austria setzt(e) sich in den Jahren 2014 bis 2017 folgendermaßen zusammen:

Dr. Alexander Labak – Generaldirektor

Dr. Alexander Labak zog am 1. Juni 2017 in den Vorstand der Casinos Austria AG ein und übernahm dort mit 1. Juli die Position des Generaldirektors von Dr. Karl Stoss. Ebenfalls mit 1. Juli wurde er in den Vorstand der Österreichischen Lotterien bestellt und übernahm dort den Vorsitz.

Prof. KR Mag. Dietmar Hoscher – Vorstandsdirektor

Prof. KR Mag. Dietmar Hoscher ist seit 1. Jänner 2007 Mitglied des Vorstandes. Er verantwortet die Bereiche Public & Legal Affairs, Corporate Social Responsibility sowie Responsible Gaming, Advertising & Sponsoring und ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrates von tipp3.

Mag. Bettina Glatz-Kremsner – Vorstandsdirektorin

Seit 1. Jänner 2010 ist Mag. Bettina Glatz-Kremsner im Vorstand der Casinos Austria AG zuständig für die Finanzagenden. Bereits seit September 2006 ist sie Finanzvorstand der Österreichischen Lotterien GmbH.

Dr. Karl Stoss

Von 2007 bis 2017 Generaldirektor der Casinos Austria AG und Vorstand bei den Österreichischen Lotterien.

Dipl Ing Friedrich Stickler

Von 1986 bis 2015 Vorstand bei den Österreichischen Lotterien.

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