In unserer sonntägigen Heimatserie wollen wir auch große österreichische Künstler in Erinnerung rufen. Den Anfang macht heute der Dichter Josef Weinheber.
Die Jugendzeit des im Jahr 1892 in Wien geborenen Josef Weinheber war nicht gerade einfach. Nach der Trennung seiner Eltern wird er zunächst in einem Knabenerziehungsheim in Wien untergebracht. Weitere Jahre verbringt er im Hyrtl´schen Waisenhaus in Mödling. Schon im Alter von 12 Jahren war er Vollwaise und weitgehend auf sich alleine gestellt.
Vom Waisenkind zum hochgeschätzten Literaten
Ohne Schulabschluss schlug er sich jahrelang mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten durchs Leben. Bis zu seinem 40. Lebensjahr verdiente er seinen Lebensunterhalt als Postbediensteter. Versäumte Bildung holte er in einer Maturaschule (ohne Abschluss) nach, autodidaktisch erlernte er die Sprachen Latein, Griechisch und Italienisch. Der Niedergang der Donaumonarchie, der Ständestaat und die Zeit des Nationalsozialismus prägten sein Leben und Schaffen in hohem Maße.
Langer Weg zum Erfolg
Viele Jahre versuchte sich Weinheber mit zunächst wechselndem Erfolg als Autor und Lyriker. Sein erster Lyrikband „Der einsame Mensch“ erschien bereits im Jahr 1920. Doch erst 1934 schaffte er mit einem seiner Hauptwerke, dem Gedichtband „Adel und Untergang“, den Durchbruch. Daneben werden der Zyklus „Zwischen Göttern und Dämonen“, „Späte Krone“ und „Kammermusik“ zu seinen weiteren Hauptwerken gezählt.
Weinhebers Gedichte sind oft durch Sozial- und Gesellschaftskritik gekennzeichnet, aber auch von Heimatverbundenheit und Liebe zur deutschen Sprache geprägt.
Seine Heimatverbundenheit ist besonders in der Gedichtesammlung „Wien wörtlich“ mit Wiener Milieu- und Charakterstudien, die er teilweise im Wiener Dialekt geschrieben hat, sowie dem Gedichtband „O Mensch, gib acht! Ein erbauliches Kalenderbuch für Stadt- und Landleut“ erkennbar. In diesem Kalenderbuch führt er in Gedichtform im Jahreskreis durch das Brauchtum seiner ländlichen Heimat und die religiösen Feste des Kirchenjahres.
Tod durch Selbstmord
Seit Jahren gesundheitlich und seelisch schwer angeschlagen, stirbt Weinheber am 8. April 1945 an den Folgen einer Überdosis Morphium. Seine Grabstätte befindet sich im Garten seines Anwesens in Kirchstetten. Sein damaliger Wohnsitz dient heute als Weinheber-Gedenkstätte und Archiv. Hinterlassen hat Weinheber ein umfangreiches literarisches Ouevre deutscher Sprache in höchster Qualität.
Noch viele Jahre nach seinem Tod erfreuten sich Weinhebers Werke großer Wertschätzung. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nahm auch der große österreichische Schauspieler Oskar Werner Gedichte Weinhebers in das Programm seiner Lesungen auf.

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