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Thilo Sarrazin sorgte bei seinem Vortrag für Heiterkeit, vor allem als er über den tollpatschigen Versuch von Gabriel und Co. sprach, ihn aus der SPD zu werfen.

5. April 2017 / 15:10 Uhr

Nach sechs Jahren und Sigmar Gabriels Rücktritt: Thilo Sarrazin spricht erstmals über sein bizarres Parteiausschlussverfahren

Sechs Jahre lang hat Thilo Sarrazin sein Versprechen gegenüber Sigmar Gabriel gehalten, nicht mit Details über das gegen ihn angestrengte Ausschlussverfahren aus der SPD zu sprechen. Mittlerweile ist Gabriel als SPD-Vorsitzender Geschichte und Sarrazin plauderte erstmals über das bizarre Parteiausschlussverfahren, das seine Genossen wegen des Buches „Deutschland schafft sich ab“ gegen ihn angestrengt haben – und erzählt, wie spektakulär sie damit scheiterten.

Wenn du nicht gehst, dann wirst du gegangen!

„Unser ehemaliger Parteivorsitzender Sigmar Gabriel kam dann irgendwann – er war da auch am Schwanken – und er meinte, es sei vielleicht besser, wenn ich die Partei verlasse, und er leitete ein Parteiausschlussverfahren ein.“ – So eröffnet Sarrazin die launige Schilderung der Ereignisse vor den Zuhörern der Frühjahrstagung des Studienzentrums Weikersheim auf der Burg Lichtenberg (Baden-Württemberg). Der Veranstalter hat die Aufzeichnung der Rede, die unzensuriert.de vorab sehen durfte, soeben auf YouTube veröffentlicht.

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Anwaltlicher Rat: „Du sagst kein Wort!“

Schließlich landete das Verfahren im Frühjahr 2011 vor der Parteischiedskommission. „Und mir gegenüber saß die damalige Geschäftsführerin der Partei, Andrea Nahles“, so Sarrazin. Ihn begleitete sein Anwalt, der frühere Hamburger Bürgermeister und Wissenschaftsminister Klaus von Donhanyi. „Du sagst kein Wort“, habe ihm dieser vorgeschrieben, „und immer wenn ich was sagen wollte, war seine große Pranke auf meinem Unterarm, und da habe ich geschwiegen.“

Nahles nach Rücksprache mit dem Chef: „Ja, Antrag ist zurückgezogen!“

Vier Stunden dauerte die Befragung, ehe sich die Schiedskommission zurückzog. „Und dann hat sie dem Parteivorstand anempfohlen, den Antrag zurückzuziehen, weil sie in dem Buch auch nichts gefunden hätte, was ihn begründen könnte. Nahles sprach dann mit Sigmar Gabriel am Telefon und dann kam sie wieder: Ja, Antrag ist zurückgezogen.“

Später am Abend habe ihn Gabriel noch mit einer persönlichen Bitte telefonisch kontaktiert: „Also, Thilo, ich wäre dir doch sehr dankbar, wenn du jetzt weiter dich öffentlich nicht äußern wirst.“ Sarrazin blieb ihm im Wort, solange er die SPD führte.

Volles Haus bei Frühjahrstagung

Die mittelalterliche Burg Lichtenberg war bei der Tagung des Studienzentrums Weikersheim bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den Gästen fanden sich zahlreiche Politiker, etwa die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Barbara Rosenkranz, und Publizisten wie Dr. Bruno Bandulet.

Sarrazin sagt klar Ja zum Nationalstaat

Sarrazin gab sich bei seinem Auftritt wohlgelaunt und offen. Mit der Bundesregierung ging er hart ins Gericht und kritisierte deren Verhalten in der Einwanderungskrise: „Wer sich für die ganze Welt zuständig fühlt ist auf der geölten schiefen Bahn in den Abgrund.“ Für einen SPD-Politiker ungewöhnlich, gab Sarrazin ein klares Bekenntnis für den Nationalstaat als Hort der Demokratie ab.

Neues Buch: „Wunschdenken“

Die Präsidenten des Studienzentrums Weikersheim, Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider und Prof. Dr. Jost Bauch, führten gemeinsam mit David Bendels vom Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten durch eine sehr lebhafte Diskussion. Am Ende der Veranstaltung freuten sich die rund 150 Besuche, dass der Referent sein neues Buch „Wunschdenken“ (erhältlich im Webshop der Buchhandlung Stöhr zum Preis von 25,70 Euro)  geduldig signierte und eine Vielzahl an Fragen beantwortete.  

Die nächste Veranstaltung des Studienzentrums Weikersheim ist der Jahreskongress, der vom 8. bis zum 10. September auf Schloss Weikersheim stattfindet. Informationen über die Gesellschaft gibt es auf Facebook.

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