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Alexander Van der Bellen zeigt eine für das linke Lager geradezu empörende Toleranz gegenüber dem Wiener Akademikerball und seinen, zum Teil “schlagenden” Studentenverbindungen angehörigen Besuchern.

30. Jänner 2017 / 18:00 Uhr

“Burschenschafter-Versteher” Van der Bellen hält nichts von hysterischen Linksdemos gegen Akademikerball

„Akademikerball: Van der Bellen versteht die Aufregung nicht“ – Diese Schlagzeile der Austria Presse Agentur sorgte für fast noch mehr Aufregung in jenem Lager, das den ehemaligen Grünen-Chef kürzlich zum Bundespräsidenten gemacht hat. Am linken Ende dieses Spektrums nämlich echauffiert man sich Jahr für Jahr mit großem Eifer über den von der FPÖ Wien organisierten Ball, der diesmal am 3. Februar in der Wiener Hofburg stattfinden wird.

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„Was geht es mich an? Lasst sie doch“, soll der Bundespräsident bei einer Diskussion mit Schülern gesagt und damit den hysterischen Demonstranten gegen den Ball eine deutliche Absage erteilt haben. Eine an sich selbstverständliche Einstellung einer – noch dazu unpolitischen – Veranstaltung eines anderen politischen Lagers gegenüber. Es sei auch nicht sein Teil der Hofburg, trat Van der Bellen schon vorbeugend den erwartbaren Aufrufen aus dem linken Sektor entgegen, er solle dafür sorgen, dass der Ball künftig nicht mehr an diesem Ort stattfinden darf.

Gute Kontakte mit Burschenschaften in Innsbruck

Van der Bellens entspannte Einstellung zu der, in der Tradition der couleurstudentischen Bälle stehenden Tanzveranstaltung kommt nicht überraschend. Der einstige Uni-Professor ließ in seinem 2015 erschienenen Buch „Die Kunst der Freiheit“ an mehreren Stellen erkennen, dass er national-freiheitliche, schlagende Studentenverbindungen nicht nur kenne, sondern teilweise auch zu schätzen wisse. Als Student verkehrte er in Innsbruck einige Zeit in Burschenschafter-Kreisen, wie aus diesen Zitaten hervorgeht:

Einer meiner besten Freunde zu Studienzeiten war ein schlagender Burschenschafter, der aber aus familiären Gründen dort hineingerutscht ist – ideologisch hat ihn mit dieser Welt nichts verbunden. (Seite 72)

Ich bin als Innsbrucker Student, also in den frühen 60er Jahren, sogar einmal mit einem Freund zur Burschenschaft Brixia auf ein Bier gegangen. (Seite 75)

RFS und Korporierte als politische Verbündete

An der Innsbrucker Uni waren dem im roten VSStÖ organisierten Van der Bellen die im Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) politisch tätigen Korporierten wichtige Verbündete, etwa beim „Aufstand des universitären Mittelbaus“ ab 1968. Ganz anders als die Mitglieder der christlichen Studentenverbindungen im ÖVP-nahen Cartellverband (CV). Van der Bellen schreibt dazu:

Während die Altvorderen beim CV ihre Jungen im Zaum hielten, hatten die Alten Herrn bei den schlagenden Verbindungen der Freiheitlichen überhaupt nichts dagegen, im Gegenteil! Sie hatten nichts zu verlieren, weil sie weit weniger mit der herrschenden Oligarchie in Universität, Land und Stadt verfilzt waren als jene im CV. (Seite 74)

So kam es dazu, dass um 1970, unter den damaligen spezifischen Tiroler Bedingungen, die punktuelle Kooperation mit dem RFS sich oft als tragfähiger erwies als jene mit dem CV.
Klar, dass meine Freunde im Grünen Klub immer die Augen verdreht haben, wenn ich ihnen davon erzählte. (Seite 75).

Die Ärmsten traf der Solidaritätsentzug angesichts des bevorstehenden Akademikerballs durch den Bundespräsidenten und „Burschenschafter-Versteher“ Van der Bellen also immerhin nicht unvorbereitet. Dass es ihren  Hass auf den Ball lindern wird, ist nicht zu erwarten. Die Polizei erwartet jedenfalls wieder Ausschreitungen und hat sicherheitshalber einmal die Anrainer und Geschäftsleute in der Nähe der Hofburg vorgewarnt.

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