Es ist weder ein verfrühter Faschingswitz, noch ein vorgezogener Aprilscherz: Die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ), zuständig für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung (MA 48), wollte ihrem Mann Josef Thon, der diese Magistratsabteilung als Chef leitet, tatsächlich ein Bürohaus in Form eines Mistkübels bauen. Die vom Falter publik gemachte Geschichte liegt zwar schon drei Jahre zurück, trotzdem sorgt sie derzeit für Gesprächsstoff und ironische Kommentare in den sozialen Medien.
Architektenjury lehnte "Kitsch" ab
Auch für die Kleine Zeitung war die Mistkübelgeschichte ein gefundenes Fressen. Sie berichtet, dass Simas Ehemann selbst diesen Bürokomplex entworfen haben soll. Sima soll Feuer und Flamme für das Projekt gewesen sein, aber eine Architektenjury dann den "Kitsch" letztlich abgelehnt haben. So blieb Wien nach den Ampelpärchen zumindest das Abfallkübel-Bürohaus erspart – siehe Bild in der Kleinen Zeitung.
Und Ehemann Thon muss weiter für Sima "hackeln", statt eine vielversprechende Karriere als Architekt zu starten. Als nächstes wäre ihm vielleicht eingefallen, statt dem Parlament einen großen Heißluftballon auf die Ringstraße zu stellen, wo Politiker (und deren Ehepartner) dann heiße Luft hineinblasen können.
Sima: "Auftraggeber muss Entscheidung haben"
Die SPÖ-Stadträtin scheint auch drei Jahre, nachdem Architekten den "Kitsch"-Entwurf ihres Mannes abgelehnt hatten, sauer auf die Experten zu sein. Denn gegenüber dem Falter gab sie folgendes zum Besten:
Der Auftraggeber muss die Letztentscheidung haben, was mit dem Steuergeld passiert, eine Jury kann das nicht gegen ihn entscheiden. Deswegen bin ich dafür, die Wettbewerbe der Stadt neu aufzustellen. Offenbar ist die Zeit für solche kreative Ideen noch nicht reif.
Die Lizenz zum Verschandeln
Auch diese Aussage ist wieder typisch für eine SPÖ-Politikerin, die glaubt, dass alles ihr gehört, nur weil die Bürger ihre Partei wählten. Entscheiden müssten ja wohl die Steuerzahler, was mit ihrem Geld passiert, und nicht der "Auftraggeber" im Wiener Rathaus, der so ein "Architekturjuwel" womöglich ungefragt in eine Wohngegend stellt.
Die monströsen, roten Stühle eines Möbelhauses, die wie Fanale der Geschmacklosigkeit neben diversen Einkaufs-Tempeln in die Höhe ragen, sind trauriges Beispiel (und vielleicht gar Inspiration) für eine solche Einstellung. Denn auch die muss irgendein Politiker baugenehmigt haben…
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