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Flüchtlinge in Idomeni: Die Rückführung in die Türkei stockt, weil plötzlich alle Asylanträge in Griechenland stellen.

7. April 2016 / 09:27 Uhr

TürkEU-Geschäft: Russlands Außenministerium spricht von “Sklavenhandel”

Als "entsetzliche Maßnahme" bezeichnet die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, das Rückführungsübereinkommen zwischen der EU und der Türkei. "Das erinnert bereits an Sklavenhandel im 21. Jahrhundert – Quoten und Austausch von Menschen," soll Sacharowa laut Sputniknews in einem Medienforum gesagt haben. Während die Kritik am Kuhhandel auch im Westen anhält, formiert sich nun auch in der Türkei Widerstand: Die Bevölkerung befürchtet, dass mit den neuen Flüchtlingen auch die Terror-Miliz IS (auch ISIS oder Daesh) ins Land kommt.

"Teufelspakt" mit Erdogan

Das EU-Türkei-Abkommen ist seit Montag in Kraft. Es verpflichtet die Türkei, die illegal eingetroffenen Nicht-Syrer in ihre Herkunftsländer abzuschieben und die illegal nach Europa eingereisten Syrer gegen legale in der Türkei lebende Syrer im Verhältnis Eins zu Eins zu tauschen. Einige sprechen von einem "Teufelspakt" mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, weil der Türkei dafür Visafreiheit, eine Beschleunigung der EU-Beitrittsverhandlungen sowie weitere drei Milliarden Euro Finanzhilfe zusätzlich zu den drei bereits zugesagten Milliarden versprochen wurden.

Migranten stellen in Griechenland Asylanträge

Wurden am Montag, am ersten Tag des Inkrafttretens der Vereinbarung, noch 200 Migranten aus Griechenland in die Türkei zurückgeführt, schien das Geschäft am zweiten Tag bereits zu platzen. Denn die Flüchtlinge, die eigentlich nach Österreich, Deutschland oder Schweden weiterreisen wollten, stellten – vor dem Hintergrund der drohenden Abschiebung in die Türkei – plötzlich Asylanträge in Griechenland. Nun kann es Wochen dauern, bis diese Asylanträge bearbeitet werden.

Aleviten protestieren gegen Flüchtlings-Containerdorf

Unbeeindruckt von dieser Entwicklung gingen am Wochenende hunderte Einwohner der türkischen Stadt Kahramanmaras auf die Straße, um gegen die Ansiedlung von 27.000 syrischen Flüchtlingen zu protestieren. Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten berichten, möchte die türkische Regierung in dieser Stadt ein großes Containerlager errichten, um die Flüchtlinge unterzubringen. Die Massenunterkunft soll ausgerechnet in der Nähe von Wohngebieten entstehen, in denen mehrheitlich türkische und kurdische Aleviten leben. Die Furcht ist groß, dass mit den Fremden auch die Terror-Miliz IS in die Stadt geschleust wird. Und die sieht die Aleviten aus ideologisch-konfessionellen Gründen als Hauptfeind ("Teufelsanbeter").

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