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Der scheidende Heute-Chefredakteur Ainetter

9. Feber 2012 / 08:43 Uhr

Scheidender Chefredakteur “blattelt” Heute auf

Was von kritischen Medienbeobachtern immer schon vermutet wurde, bestätigte nun der scheidende Heute-Chefredakteur Wolfgang Ainetter. Wie Die Presse berichtet, kritisiert Ainetter Heute-Herausgeberin Eva Dichand: Ihr sei es beim Gratisblatt nie um Qualität, sondern um politische und ökonomische Einflussnahme gegangen. „Kritischer, unabhängiger Journalismus ist aus meiner Sicht nicht mehr möglich gewesen“, sagte Ainetter.

Zur dieser Reaktion Ainetters kam es nach einem Interview der Heute-Herausgeberin mit der Branchenzeitung Medianet. Dichand hatte den Abgang Ainetters damit begründet, dass ihr die Zeitung zu Bild-ähnlich geworden sei. Künftig, so Dichand, wolle sie mehr auf Qualität setzen. Ainetter kontert: „Bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung ging es nie um die Frage der Qualität, sondern um die Frage der politischen und ökonomischen Einflussnahme auf die Redaktion, und dafür gibt es Zeugen.“

Bruch kam nach "gefälschten Leserbriefen"

Ainetter hat seinen Abschied bereits im November gekündigt und wird das Gratisblatt im März verlassen. Er widerspricht aber der Darstellung von Eva Dichand, dass sein Ausscheiden aus dem Unternehmen „aus privaten Gründen“ erfolge. Vielmehr sei es mit der Führungs-Etage (in der auch der frühere Pressemann von Werner Faymann, Wolfgang Jansky, als Geschäftsführer sitzt) zum Bruch gekommen, als  Heute die Aufdecker-Geschichte über gefälschte und erfundene Leserbriefe, die von der SPÖ-Parteizentrale jahrelang an diverse Zeitungsredaktionen verschickt wurden, veröffentlichte.

Die Geschichte vom 22. November im Gratisblatt mit dem Titel „Faymanns falsche Facebook-Freunde schreiben auch Leserbriefe“ hat der SPÖ wirklich wehgetan. In dieser wurde berichtet, dass von einer Internet-Adresse der SPÖ massenweise Leserbriefe verschickt wurden, die unter falschem Namen erstellt wurden. Einen Tag darauf gab Wolfgang Ainetter seine Kündigung bekannt. Damit war der Schaden von Kanzler Faymann aber nicht abgewandt – der holte sich auch international Hohn und Spott:  Die Financial Times Deutschland brachte die Geschichte über „Faymanns falsche Freunde" sogar auf der Titelseite.

Verdacht: SPÖ als Miteigentümer von Heute

Ainetter hätte wissen müssen, für wen er arbeitet. Beide Dichand-Blätter (Kronen Zeitung und Heute) bekommen gemeinsam mit Wolfgang Fellners Österreich den Großteil der auf hundert Millionen Euro pro Jahr geschätzten Inserate aus dem Regierungsbereich. Dafür werden Steuermittel eingesetzt, und die Bürger haben ein Recht zu erfahren, wohin ihr Geld fließt. Die Öffentlichkeit weiß nicht, wer eigentlich die Eigentümer von Heute sind. Der Verdacht, dass die SPÖ zumindest Miteigentümer ist und dies in einer komplizierten Firmenkonstruktion versteckt werden soll, ist nicht ausgeräumt. Wenn dem so ist, dann liegt sogar verdeckte Parteienfinanzierung vor. Wohin das Geld der Bürger fließt, darüber könnte der Kanzler und SPÖ-Chef in seinen ebenfalls vom Steuerzahler finanzierten Kommunikationsplattformen Auskunft geben. Das tut er aber nicht. Viel bequemer scheint der Weg, einen unliebsamen Chefredakteur loszuwerden.  Auch wenn die Trennung, wie Ainetter behauptet, auf seine Initiative hin einvernehmlich erfolgt sei.

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