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9. Feber 2016 / 16:30 Uhr

Wien steuert auf Unterversorgung bei Kassenärzten zu

Die Bundeshauptstadt steuert neben dem Bildungsbereich auch in der ärztlichen Versorgung hurtig auf eine Zweiklassen-Gesellschaft zu. Eltern, die es ihren Kindern nicht zumuten wollen, in Zuwandererklassen ihr schulisches Dasein zu fristen, haben unter finanziellen Opfern den öffentlichen Schulen schon längst den Rücken gekehrt. In der medizinischen Versorgung scheint ein ähnlicher Weg vorgezeichnet. Immer weniger Ärzte in Wien bewerben sich um einen Kassenvertrag. Wer es sich leisten kann, wird sich damit künftig in einer Privatordination wiederfinden. Alle anderen dürfen stundenlang im Wartezimmer eines der wenigen Kassenärzte oder in Ambulanzen verbringen.

Interesse an Kassenverträgen sinkt seit Jahren

Laut der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz fehlen in Wien bereits 300 Kassenärzte, denn das Interesse an einem Vertrag sei gering. Besonders prekär ist die Situation bei den Kinderärzten. In den Wiener Flächenbezirken gäbe es diesbezüglich bereits eine klare Unterversorgung. „Diese Unterversorgung kann nur überfüllte Ambulanzen zur Folge haben, da zwinge man die Menschen praktisch in die Spitalsambulanzen“, schildert Pilz die Situation gegenüber dem ORF. Nach der ersten Ausschreibung kommt es kaum zu Vergaben und danach auch nur mit „Müh und Not“, berichtet ergänzend die Ärztekammer. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Gynäkologen.

Insgesamt gab es letztes Jahr bei 20 Prozent aller Erstausschreibung keinen einzigen Interessenten und oftmals gibt es pro ausgeschriebene Stelle nur ein oder zwei Bewerber. Als Hauptgrund bezeichnet die Ärztekammer unattraktive Honorare. Ein weiterer Grund sind Auflagen hinsichtlich der Barrierefreiheit, die eine Nachfolge-Übernahme alter Ordinationsstandorte schwierig mache.

Häupl muss Ärztemangel eingestehen

Wiens Bürgermeister Häupl musste in seinem heutigen Mediengespräch eingestehen, dass viele Studenten, die in Österreich Medizin studieren, nach ihrem Studium woandershin abwandern. Zuständig fühle er sich nicht, was die Kassenverträge – und damit verbunden die Entlohnung – betreffe. Das sei Sache der Verhandlungen der Ärztekammer mit der Gebietskrankenkasse. Dem roten Bürgermeister schweben übrigens Wochenenddienste für niedergelassene Fachärzte vor, wie er bei Apotheken bereits geregelt sei.

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