Wenn Genossen streiten, wird es brutal. Nach wie vor sind die Wogen zwischen dem roten Wien-Chef Michael Häupl und dem SPÖ-Vorsitzenden in Niederösterreich, Sepp Leitner, nicht geglättet. Zu tief sitzt noch der Frust der Volksbefragungs-Niederlage über die Wehrpflicht. Richtung Häupl wählt Leitner neuerlich klare wie deftige Worte: “Ich lasse mich nicht papierln.”
Leitner war einer der ersten in der Partei, die Häupl für die Schlappe bei der Heeres-Volksbefragung verantwortlich machten und ihn dafür heftig kritisierten. Der Mann aus Niederösterreich musste sich für diese Offenheit Häme aus Wien gefallen lassen. Landtagspräsident Harry Kopietz, ein enger Häupl-Vertrauter, befand, der blau-gelbe SP-Spitzenkandidat sei “nervös und unter Druck”, weil er schon bei der letzten Landtagswahl ein “unterdurchschnittliches Ergebnis” zu verantworten hatte. Damals war Leitner Landesgeschäftsführer. Auch Wiens SP-Landesparteisekretär Christian Deutsch musste seinen Senf dazu geben, nannte die Kritik aus Niederösterreich “mehr als entbehrlich”. Und Häupl selbst richtete Leitner aus, er wolle sich “in einen mit Sicherheit kreativen und hoffentlich auch erfolgreichen Wahlkampf in keiner Weise einmischen”.
Missbrauch einer Volksbefragung für Wahlen
Lauter Häme, die Leitner nicht auf sich sitzen ließ. An seine Parteigenossen in Wien erging die Botschaft, dass er mit seiner Kritik “bis auf den letzten Buchstaben” fest halte. Unbeirrt sagt Leitner seine Meinung: Es dürfe “nie mehr wieder” eine Volksbefragung durchgeführt werden, “die nicht gut vorbereitet ist”, wo die Sache in den Hintergrund und die Polemik in den Vordergrund rücke. Es dürfe auch “nie mehr wieder” zum “Missbrauch einer Volksbefragung für Wahlen” kommen, das gelte für Wien wie für Niederösterreich. Seine Kritik sei “wichtig für die Zukunft” gewesen, so der SP-NÖ-Chef. Nachsatz: “Ich lasse mich von niemandem papierln.”
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