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31. Oktober 2012 / 22:39 Uhr

Grüne wollen Staatsbürgerschaft ohne Test

Die Neuregelung der Staatsbürgerschaftsverleihung ist in aller Munde. Die Vorschläge von SOS-Mitmensch und die von der FPÖ initiierte Nationalrats-Sondersitzung „Sicherheit statt Asylmissbrauch“ zwingen die grüne Integrationssprecherin Alev Korun, auch etwas dazu zu sagen, natürlich mit politisch nahestehenden „ExpertInnen“.

Die Vorschläge von VP-Staatssekretär Sebastian Kurz seien eine Hürde, die Ausländer abschrecken würde, die Staatsbürgerschaft zu beantragen, leitete Korun ein. Die Prüfung sollte durch Workshops und Diskussionen ersetzt werden nach Vorbild der „Demokratie-Werkstatt“ im Parlament für Schüler, wo es auch keine Prüfung gebe.

Test zu schwer für Abgeordnete?

Helmut Kramer, Politologie-Professor an der Uni Wien, pflichtete bei: „Der beste Staatsbürgerschaftstest ist kein Test!“ Er habe infolge einer sehr verdienstvollen Anfrage des Grünen-Nationalrates Walser mit den Professorenkollegen Pelinka, Welan und Bruckmüller 2010 eine kritische Unterlage zur Prüfung geschrieben, die ein „vernichtendes Urteil“ gebracht habe. Viele Abgeordnete würden diesen Test nicht bestehen. (Den testkundigen Zuhörer überrascht dieses Urteil freilich, ist es doch eine im Internet abrufbare Multiple-Choice-Aufgabe, bei der sogar einige Fragen die Antworten für die Vorgängerfragen liefern.)

Andrea Stangl vom „Österreichischen Verband Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache“, die ihre Dissertation über den Staatsbürgerschaftstest schreibt, monierte, dass die Tests immer noch vor geschichtlichen Fehlern strotzen („40-50“) und „didaktisch falsch“ seien. Gerüchteweise sei er von einer Juristin im Innenministerium in einer Nacht- und Nebelaktion erstellt worden. Die angeblich damit befassten Experten erfahre man ebenso wenig wie die jetzt für die Reform vorgesehenen. Die Tests bestünden seit 2006, seien bislang aber nie evaluiert worden. Auch die beabsichtigte Vermittlung von Werten sei abzulehnen.

„Feedback-Kultur“ statt Prüfung

Dass die Gleichstellung der Frau im Bundesteil des Tests ausdrücklich festgehalten wird, würde sie, Stangl, sehr begrüßen, allerdings komme unter den 28 erwähnten geschichtlichen Persönlichkeiten lediglich eine einzige Frau vor, nämlich Maria Theresia. Das Manuskript für den Test würde sich sprachlich auf höchstem Niveau bewegen, also viel zu hoch, die Fragen hingegen auf Kleinkinder-Niveau. Stattdessen sei eine „Feedback-Kultur“ gewünscht. Anstelle einer Prüfung sollten die Bewerber lieber schildern, wie es ihnen bisher in Österreich erging, auch während der 2 bis 4 Jahre des Einbürgerungsverfahrens. Es sollte ihnen zugehört und ein Feedback gegeben werden.

Kramer steuerte bei, dass er das Problem der „Renationalisierung“ in den Tests sehe. Es sei jener Nationalismus zu spüren, mit dem Österreich in Brüssel blockiere. (Was eigentlich?)

Manche brauchen gar keine Sprachkenntnisse

Einig waren sich die drei auch, dass man in Sachen Deutsch nur ein „den Lebensumständen entsprechendes Sprachniveau“ haben müsste. Korun: „Ein Universitätsprofessor ist da etwas anderes als die Krankenschwester im Waldviertel.“ (Logisch weitergedacht heißt das, dass der Bewerber, der als Imam völlig in der türkischen Parallelwelt lebt, keinerlei Kenntnisse braucht…)

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