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4. Oktober 2012 / 11:04 Uhr

WEV-Gelände: Bürgerbeteiligung nach dubiosen Geschäften

Es wird ernst mit der Neugestaltung des WEV-Areals zwischen Hotel InterContinental und Konzerthaus in Wien. Und erstmals, so die Ankündigung  der Stadtpsychologin Cornelia Ehrmayer in verschiedenen Medien, werden in Wien nicht die Architekten oder Behörden, sondern die Bürger das erste Wort haben. Die wissen aber vermutlich nicht Bescheid, welches dubioses Immobilien-Geschäft dieser Bürgerbeteiligung voran ging.

Unzensuriert.at hat bereits am 20. August dieses Jahres aufgezeigt, wer sich hinter einem unüberschaubaren Stiftungs- und Firmen-Konglomerat versteckt. Auch der Name des SPÖ-Nationalratsabgeordneten Peter Wittmann tauchte bei den Recherchen mehrmals auf. Einmal als Vorstandsvorsitzender einer Privatstiftung, einmal als Aufsichtsrat einer Wohnbaufirma.

Grundstück wäre das Zehnfache wert gewesen

Es war im Jahr 2008, als der Wiener Stadterweiterungsfonds das Gelände zwischen Hotel InterContinental und Konzerthaus an die "Buntes Wohnen Immobilienverwaltungs GmbH" verkaufte. Experten wunderten sich damals, warum die 100-Prozent-Tochter einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft ein Areal erwirbt, auf dem der Wiener Eislaufverein einen Pachtvertrag bis 2058 besitzt. Und noch mehr waren sie über den Preis verwundert. Der Käufer bezahlte für eine Fläche von knapp 10.000 Quadratmetern nur 4,2 Millionen Euro. Laut einem Immobilien-Fachmann wäre das Grundstück, das sich an der Grenze zur Wiener City befindet, geschätzt das Zehnfache wert gewesen.

Ob der Preis deshalb so gering war, weil die rot regierte Stadt Wien das Geschäft mit einer Firma abwickelte, in deren Muttergesellschaft ein Genosse, nämlich Peter Wittmann, als Aufsichtsrat saß, kann derzeit nur vermutet werden. Jedenfalls wies der damalige Geschäftsführer der "Buntes Wohnen Immobilienverwaltungs GmbH", Saad-El-Din Hadj-Abdou, in einem Standard-Interview vom 26. Februar 2009 Spekulationsabsichten zurück, gab aber zu: „Ein Grundstück in dieser Lage ist sonst nicht um diesen Preis zu bekommen.“ Konkrete Baupläne gebe es derzeit keine. Allerdings sei es möglich, „Einrichtungen in Absprache mit den Anrainern irgendwann zu verbessern“.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart

Nun scheint es so weit zu sein. Mit den Bürgern gemeinsam will der Mehrheitseigentümer der Liegenschaft, Michael Tojner von Wertinvest, „das traditionelle Areal im Herzen Wiens ganzheitlich planen“. Stadpsychologin Cornelia Ehmayer, die im Konzerthaus ein Dialog-Team für die Bürger leitet, kommentierte das Projekt so: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für Wien“.  Für wen das Immobiliengeschäft wirklich ein großer Schritt ist, weiß Ehmayer wahrscheinlich auch nicht. Unzensuriert.at kam auch nicht dahinter, denn auf unsere Anfrage, wie viel Geld Wertinvest für das Grundstück bezahlt hat, teilte diese Firma mit: „Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.“

Zusammengefasst: 2008 kauft die Tochter einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft vom Wiener Stadterweiterungsfonds ein Areal zu einem „günstigen Preis“, um dieses Grundstück dann vier Jahre später, nachdem sich die Eigentümerverhältnisse ständig ändern und sich in zahllosen Stiftungen verlieren, um eine nicht bekannte Summe weiter zu verkaufen. Nicht nur diese Tatsache, sondern auch die Entwicklung der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft „Buntes Wohnen“ zur Wohnbaufirma ohne Gemeinnützigkeit schreit geradezu nach einer Überprüfung durch die Justiz. Diese ist bis dato aber nicht erfolgt.

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