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6. September 2012 / 10:00 Uhr

Hatte Helmut Kohl Mitschuld an der Eurokrise?

Zum dreißigsten Mal jährt sich heuer die Übernahme der Kanzlerschaft in Deutschland durch Helmut Kohl. Der ehemalige CDU-Vorsitzende und Kanzler wird durch die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und andere CDU-nahe Institutionen gefeiert. Der Verdienst des Langzeitkanzlers für die deutsche Wiedervereinigung scheint unbestritten. Seine Rolle als Wegbereiter einer Währungsunion und damit der Eurozone gerät durch neue Dokumente und die Ausführungen seines Biographen Hans-Peter Schwarz in Schieflage. Wegbegleiter, die bereits in den neunziger Jahren vor dem Euro gewarnt haben, melden sich wieder zu Wort. Ein Beitrag im deutschen Nachrichtenmagazin Focus gibt dieser Sichtweise nun neue Nahrung.

Der deutsche Kanzler wollte sich Denkmal setzten

Eines gilt heute als sicher: Helmut Kohl wollte sich nach der erfolgten deutschen Wiedervereinigung auch mit der Einführung des Euro ein politisches Denkmal setzen. Dafür nahm er auch Einschätzungsunschärfen und wirtschaftspolitische Fehler in Kauf. Hans-Peter Schwarz, Kohl-Biograph und Verfasser des neuen Werkes „Helmut Kohl – Eine politische Biographie“ gesteht den Altkanzler zu, dass er „Konstruktionsmängel“ beim Euro übersehen hat. Im Focus wird auch ein anderer Weggefährte Kohls zitiert: Dieter Spethmann, Ex-Thyssen-Vorstandsvorsitzender: „Kohl kannte die vielen berechtigten Einwände gegen die Einführung des Euro. Aber er hat sie alle beiseite gewischt. Deshalb trägt er heute auch einen großen Teil der Verantwortung für die Euro-Krise.“

Kohls Wegbegleiter Biedenkopf diagnostiziert falsche Einschätzung

Aber auch der ehemalige CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf, nach der Wende Ministerpräsident von Sachsen, nimmt sich zu Kohls Rolle beim Eurokein Blatt vor den Mund: „Schon während der Verhandlungen zum Stabilitätspakt war deutlich geworden, dass die meisten Länder eine strikte Sparpolitik und Haushaltsdisziplin als Einmischung in ihre politische Souveränität ablehnten.“ Und Kohl-Parteifreund Biedenkopf weiter: „Helmut Kohl war der Zeitplan letztlich wichtiger als die Stabilität, darum hat er auch sein politisches Schicksal mit dem Euro verbunden, was eine rationale Debatte verhinderte.“

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