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ORF

7. Juni 2012 / 23:11 Uhr

ORF-Kampagnenleiter droht kritischem Seher

Der ORF-Report hat vor mehr als zwei Wochen eine intensive Medienkampagne gegen den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf gestartet. Bereits aus der Sendungsankündigung war für Graf klar, dass Unwahrheiten verbreitet werden sollten. Er wehrte sich und versuchte, eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Selbst dieser Versuch, seine Rechte zu wahren, wird ihm nun – und auch das gehört natürlich zur Kampagne – negativ ausgelegt. Wenn Politiker gegenüber Medien auf ihre Rechte pochen, werden die Journalisten erst richtig wild.

Zurück zum Report: Nach dem durch eine besonders perfide Überrumpelungstaktik gut geglückten Start klinkte man sich zwei Wochen später wieder in die Kampagne ein – mit einem neuen Beitrag, der zwar wenig Neues, aber dafür umso mehr emotionale Aussagen der 90-jährigen Gertrud Meschar beinhaltete. Trotz intensiver Recherche bei verschiedenen Institutionen gelang es dem Sendungsleiter Robert Wiesner nicht, den Sehern zu erklären, was an dem Zukauf eines kleinen Grundstücks böse sein soll, der dazu führt, dass die gesamte Fläche nun als Baugrund genutzt und gewinnbringend veräußert werden kann. Der gescheiterte Versuch wurde dadurch kompensiert, dass man Frau Meschar verzweifelt an einer Kette rütteln ließ, die das Grundstück versperrt, damit Unbefugte nicht – was bereits der Fall war – ihren Müll ablagern. Den Grund für die inhaltsarme und entbehrliche zweite Report-Geschichte lieferte Polititologe Thomas Hofer wenige Minuten später nach: Nur wenn die Causa über den Sommer Medienthema bleibt, kann man Graf und der FPÖ damit wirklich schaden.

Berechtigte Fragen eines Sehers

Die durchsichtige Inszenierung haben natürlich nicht nur wir durchschaut, sondern auch zahlreiche Bürger. Einer davon schrieb an den ORF-Kundendienst und auch an die Report-Redaktion ein Beschwerde-Mail. Mit klarer Kritik, aber in freundlichem Ton, wandte er sich an die Verantwortlichen und stellte unter anderen folgende Fragen zum ersten Report-Beitrag:

Wieso hat sich ORF-Reporterin Kovarik (die ja mit Vorliebe gemeinsam mit Herrn Moschitz gegen die FPÖ medial kampagnisiert) unter falschem Vorwand (es hätte eigentlich um das Transparenzpaket gehen sollen) ein Interview mit Herrn Graf „erschlichen“? Und warum wird eigentlich beharrlich verschwiegen, dass der Anwalt von Frau Meschar gleichzeitig auch einer der neuen Stiftungsvorstände werden soll?

Unfreundliche Antwort des Report-Chefs

Nach der Antwort von Report-Chef Robert Wiesner setzte der Mailschreiber auch die Unzensuriert-Redaktion über den Briefwechsel in Kenntnis, denn diese Antwort war ausgesprochen harsch ausgefallen:

Julia Kovarik hat nie zusammen mit Ed Moschitz über die FPÖ berichtet. Gegen die Unterstellung, sie hätte irgendwann „kampagnisiert“ statt korrekt journalistisch zu berichten, verteidigen wir sie in aller Entschiedenheit. Ich warne Sie ausdrücklich davor, diese falsche Behauptung öffentlich zu äußern.

Wiesner wünscht sich gerne was

Der hochbezahlte ORF-Redakteur warnt und droht dem Gebührenzahler, dessen Geld Wiesners Börse füllt – ein Sittenbild dieses Medienunternehmens und insbesondere des bei der sozialistischen Arbeiterzeitung sozialisierten Robert Wiesner. Dass der schon am vergangenen Freitag wusste, dass ein „Experte“ auch strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen Graf erheben würde, die dieser – es handelte sich schließlich um den Rechtsanwalt Farid Rifaat – erst am Montag in die Kamera sprach, erinnert an eine andere Wiesner-Affäre: Vor rund drei Jahren wünschte er sich von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, dass sie dem Report etwas sagen sollte, „was über das Bisherige hinausgeht, etwas "Überraschendes" […] – etwas Geniales halt“, wie Prammers Pressesprecher durch die Fehlleitung eines E-Mails verriet. Zu welchem Thema war die Wortspende der Nationalratspräsidentin vorgesehen? Es sollte ein „Weiterdreh“ der Geschichte von Ebensee werden, wo einige Halbwüchsige mit Nazi-Parolen uns Schüssen aus Softguns Unfrieden gestiftet hatten, was einmal mehr zu einer Debatte gegen die FPÖ instrumentalisiert wurde.

Wiesner kennt „im eigenen Namen“ nur ein Thema

Also auch damals Wiesner und die FPÖ – aber ganz sicher keine Kampagne, nur ein „Weiterdreh“. Dass der Report-Chef auf seinem Twitter-Account, den er „im eigenen Namen“ betreibt, seit fast drei Wochen kaum mehr ein anderes Thema kennt als die Siftungscausa Meschar, wird die anderen Report-Mitarbeiter ein wenig grämen, die Woche für Woche genauso „korrekt journalistisch“ berichten wie Julia Kovarik, deren Beiträge der Chef aber nicht in seinem Twitter-Kreis bewirbt. Vielleicht sollten sie sich doch auch in den Dienst der Kampagne stellen und sich einen netten „Weiterdreh“ einfallen lassen. Vorschläge nimmt Robert Wiesner in Umsetzung des Ratschlags von Thomas Hofer gewiss gerne entgegen.

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