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20. Mai 2012 / 18:09 Uhr

Die neokommunistische Linkspartei im Führungsstreit

Zu einem fundamentalen Richtungsstreit entwickelt sich die Führungsdiskussion bei der Partei Die Linke. Nach dem Abgang der glücklosen Parteispitze aus Gesine Lötzsch und Klaus Ernst stehen die Zeichen bei den deutschen Neokommunisten auf Sturm. Alte Gräben zwischen der Parteipromi-Fraktion rund um Gregor Gysi und den ehemaligen SED-Kadern in den Ostbundesländern werden im Vorfeld des kommenden Parteitages wieder aufgerissen. Während die einen den ehemaligen Parteichef Oskar Lafontaine an die Spitze zurückholen wollen, setzen die anderen auf den „Ostler“ Dietmar Bartsch. Die Entscheidung für die kommende Parteispitze wird auch den zukünftigen Kurs prägen. Versteht man sich weiterhin als gesamtdeutsche Partei der Neuen Linken oder beschränkt man sich als altkommunistische Regionalpartei auf die ehemalige DDR?

 

Lafontaine als Retter der Neokommunisten

 

2007 gelang es dem ehemaligen Saarländischen Ministerpräsidenten, SPD-Parteiobmann und Finanzminister Lafontaine, die dahindümpelnde SED-Nachfolgepartei PDS mit neuem Leben zu erfüllen. Durch die Gründung der aus dem linken Flügel der SPD hervorgegangenen WASG und deren Fusion mit der PDS zur Partei Die Linke gelang damals ein Aufschwung bei Wahlen. Diese Entwicklung wurde in den letzten Monaten gestoppt, Die Linke verliert Mitglieder und Stimmen gleichermaßen. Vor allem in den Westbundesländern schwächelt sie. Die letzten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen endeten gar mit dem Abschied aus dem Landtag, da die Fünf-Prozent-Hürde deutlich verfehlt wurde. Eingeleitet wurde dies 2010, als Lafontaine aus Gesundheitsgründen die Positionen des Parteivorsitzenden und Bundestags-Fraktionschef abgeben musste. Nun würde er wieder nach Berlin wechseln, will es allerdings auf eine Kampfabstimmung gegen Bartsch nicht ankommen lassen. Auch die zweite Linksextremen-Ikone, Lafontaines Lebensgefährtin Sarah Wagenknecht, sperrt sich dagegen, die Parteiführung gemeinsam mit Bartsch wahrzunehmen.

 

Dietmar Bartsch als Lafontaines Gegner

 

Der Gegenspieler der West-Linken, Dietmar Bartsch, stammt aus der ehemaligen SED. In der Vergangenheit war Bartsch unter anderem Bundesschatzmeister, Wahlkampfleiter und in den Jahren 1997 bis 2002 sowie 2005 bis 2010 Bundesgeschäftsführer von PDS bzw. Die Linke. Nicht zuletzt eine Auseinandersetzung mit dem damaligen Parteichef Lafontaine führte zum Abgang als Parteimanager. Obwohl aus dem Ostflügel der Partei, distanzierte sich Bartsch in den letzten Jahren vom fundamentalkommunistischen Block. So bezog er im Sommer 2011 gegen eine Glorifizierung des Mauerbaus 1961 sowie gegen Glückwünsche an den kubanischen Diktator Fidel Castro Stellung. Dies könnte ihm auch in gemäßigten Kreisen der Partei Sympathien gebracht haben. Bis zum Parteitag der Linkspartei am 2. und 3. Juni 2012 sind weitere heftige Diskussionen programmiert.

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