Die gestrigen Wahlen in Griechenland galten als Richtungsentscheidung, ob die Griechen für Europa verlässlicher Partner sein oder ihren eigenen Weg gehen wollen. Als Wahlsieger gingen jene Parteien hervor, die das mit der EU ausgehandelte Sparpaket aufkündigen, beziehungsweise neu verhandeln wollen.
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Lange Zeit hatte es danach ausgesehen, als könnten die bisherigen Koalitionsparteien, die konservative Nea Dimokratia und die sozialdemokratische PASOK eine knappe Mehrheit erzielen, doch heute Morgen, nach Auszählung von 98 % der Stimmen ist klar: Die beiden Parteien kommen nur noch auf 149 der 300 Abgeordnetensitze. Dass sie mit einem gemeinsamen Stimmanteil von nur 32 Prozent überhaupt in die Nähe einer Parlamentsmehrheit kamen, liegt am eigenwillien Wahlrecht, das der stimmenstärksten Partei 50 Sitze dazuschlägt.
Diese 50 Sitze erhielt die Nea Dimokratia mit 19,2 Prozent der Wählerstimmen. Die Sozialdemokraten verloren rund zwei Drittel ihrer bisherigen Stimmen und kamen nur auf 13,4 Prozent. Großer Wahlgewinner ist das linksextreme Syriza-Bündnis, das von den griechischen Wählern zur zweitstärksten Kraft gemacht wurde.„Das Volk schickt heute eine Nachricht an Europa: Es gibt keinen Platz für die Barbarei der Sparprogramme in Europa", wird deren Parteiführer Alexis Tsipras zitiert.
Antonis Samaras, Parteichef der Nea Dimokratia hat nun drei Tage Zeit, eine Koalition zu bilden. Scheitert er, werden nach der Reihe die weiteren Parteien damit beauftragt. Gelingt es auch ihnen nicht, werden die Griechen ein weiteres Mal an die Wahlurnen gerufen. Nach heutigem Stand der Dinge scheint dies wahrscheinlich.