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18. März 2012 / 01:40 Uhr

“Mohr im Hemd” entzweit nicht nur Gastwirte

Der „Mohr im Hemd“ ist endgültig ins Visier geraten, weil „rassistisch“, so die Begründung. Warum „rassistisch“ wurde bisher nicht mitgeteilt. Die Bevormundungsschraube ist nun aber scheinbar überdreht, wie die Gespaltenheit linker Szene-Wirte am eindrucksvollsten zeigt.

Mohr im Hemd

Mohr im Hemd

Ein Stück Wiener Kaffeehauskultur gerät unter Rassismus-Verdacht.
Foto: Sandstein / Wikimedia (CC BY 3.0)

Hanno Pöschl ist österreichischen TV-Konsumenten als „Strizzi vom Dienst“ wohlbekannt. Aufgrund seines Slangs bekam er erst unter Claus Peymann ein Burgtheater-Engagement. Pöschl ist zeitgeistig wie sein Sohn Hanno Pöschl jun., der fürs LiF im Wiener Landtag saß. Daher verwandelte sich im Wiener Innenstadt-Café des Seniors schon vor Jahren der traditionelle und beliebte „Mohr im Hemd“ in einen „Othello im Hemd“ (für die Anti-Rassisten der kommenden Generationen wohl keinen Deut besser). Der ideologisch ähnlich gestrickte Szene-Wirt Stefan Gergely hingegen lehnt sich resolut auf. Bei ihm werde es den „Mohr im Hemd“ sicher weiterhin auf der Speisekarte geben.

In der ATV-Diskussion „Am Punkt“ Mittwochabend griff Gergely den Chef von SOS Mitmensch Alexander Pollak frontal an. Dieser hatte nämlich in einer Jubelmeldung fälschlicherweise behauptet, die Gastronomiebetriebe wären von der Wirtschaftskammer zu einer Umbenennung angewiesen worden, obwohl es lediglich zu einer Empfehlung an die Landesgeschäftsstellen gekommen war, die überdies vertraulich hätte bleiben sollen.

Der Mohr befindet sich seit dem Mittelalter im deutschen Sprachschatz und ist völlig wertneutral. Das Wort stammt ursprünglich aus dem Griechischen, wurde anfangs für die nordafrikanischen Mauren und dann für alle dunkelhäutigen Menschen verwendet. Schon 2009 war Aufregung entstanden, weil die Firma Eskimo ihre gefrorene Variante der Süßspeise mit „I will mohr“ beworben hatte. Eskimo war doppelt gefährdet. Schließlich darf man heute die Arktis-Bewohner nur mehr nach ihrer Eigenbezeichnung nennen, nämlich Inuit. „Eskimo“ ist deren indianischer Name, bedeutet „Rohfleischesser“ und wurde als abwertend eingestuft.

Orwells "Neusprech" lässt grüßen

Jörg Schönbohm wies in seinem Büchlein „Politische Korrektheit: Das Schlachtfeld der Tugendwächter“ darauf hin, dass schon George Orwell in seinem „1984“ festgehalten hatte, dass ein von oben verordnetes „Neusprech“ einen wichtigen Bestandteil darstellt, wenn jemand über die Gedanken anderer Kontrolle erlangen will. Umberto Eco stieß in seinem „Im Krebsgang voran“ ausführlich ins selbe Horn.

Bisher empfand die Bevölkerung solche Versuche als ignorierbar und fragte so wie der FPÖ-Nationalrat Christian Höbart in der ATV-Diskussion „Haben wir keine anderen Sorgen?“ Durch die Penetranz der Hobby-Sprachreiniger wird ein an sich sehr seriöses Thema nun aber vollends der Lächerlichkeit preisgegeben.

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