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27. Feber 2012 / 10:27 Uhr

Roter Lobbyist Lederer fütterte Kanzler Gusenbauer an

Im Zuge der Ermittlungen rund um die Telekom-Affäre bekommt das Thema „Anfütterung“ von Amtsträgerndurch jüngste Veröffentlichungen des Nachrichtenmagazins profil eine neue Dimension. So sind im Zuge der Erhebungen gegen das Lobbyistennetzwerk rund um das ÖIAG-Unternehmen Telekom und Peter Hochegger auch Belege über teure Essenseinladungen ans Tageslicht gekommen. Wieder einmal steht die große Regierungspartei SPÖ im Zentrum der Aktenlage. Nach den Namen Karl Blecha, Peter Schieder, Rudolf Parnigoni und Kurt Gartlehner ist nun auch SPÖ-Altkanzler Alfred Gusenbauer im Fokus der Telekom-Causa. Kontaktmann zwischen Telekom, Hochegger und Gusenbauer war der ehemalige SPÖ-Kommunikationschef und spätere Lobbyismus-Unternehmer Heinz Lederer.

Lobbyist Lederer deckte für Hochegger die SPÖ ab

Alfred GusenbauerÖsterreich

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Freute sich Gusi damals bereits auf Speis und Trank?
Foto: junicks/wikimedia(CC BY-NC-ND 2.0)

Lederer gehört zur Gruppe ehemaliger SPÖ-Protagonisten wie etwa Andreas Rudas, Karl Krammer, Dietmar Ecker oder Josef Kalina, die sich nach Ende ihrer Politikkarriere im Lobbyisten- und Beratergewerbe etabliert hatten. Lederer arbeitete seit 2001 mit dem Lobbyisten Peter Hochegger eng zusammen und deckte den SPÖ-Teil in dessen politischem System ab. Die SPÖ war zwar in den Jahren 2000 bis 2007 in Opposition, blieb aber trotzdem ein wesentlicher Machtfaktor für alle Entscheidungen im staatlichen und staatsnahen Bereich. Laut Hochegger ließ sich dieser die Dienste Lederers als Kommunikator Richtung SPÖ rund 100.000 Euro jährlich kosten. Absender dieser Summe war die Telekom, die ein Interesse hatte, die SPÖ mit im Boot zu haben. Anfangs dementierten Lederer und SPÖ diese Verbindung. Nunmehr sprechen aber offensichtlich Buchhaltungsbelege eine klare Sprache.

Kim kocht, Gusi isst und trinkt um 2.100 Euro

Höchste Brisanz hat vor allem eine Einladung Lederers aus dem November 2007. Damals war Gusenbauer gerade wenige Monate frisch gekürter SPÖ-Bundeskanzler. Auf Einladung Heinz Lederers trafen sich Gusenbauer, Telekom-Vorstand Rudolf Fischer und der SPÖ-Kanzler im Lokal „Kim kocht“ und tafelten inklusive Weinbegleitung dort laut Buchhaltungsbelegen zu dritt um den stolzen Preis von 1518 Euro. Ein weiterer Beleg bescheinigt, dass bereits im Mai 2007 eine Einladung an den SPÖ-Bundeskanzler um vergleichsweise bescheidene 588 Euro durch Lobbyisten Lederer ausgesprochen worden ist. Der gute Gaumen des Feinschmeckers „Gusi“ wurde offensichtlich gut getroffen. Dass dieses Geld gut investiert war, belegen weitere Unterlagen. So erhielt Lederer laut profil von der Telekom im Jahr 2007 auf direktem Weg 180.000 Euro und über Hochegger weitere 45.000 Euro als Honorar. Im Jahre 2008 kamen noch einmal 110.000 Euro dazu.

Alt-Bundeskanzler Gusenbauer, der rote Spitzenberater unserer Zeit

Dass die „Zielperson“ Alfred Gusenbauer für Hochegger und die Telekom gut gewählt war, zeigt Gusenbauers weiterer Weg. Obwohl als Politiker letztlich erfolglos, stieg der rote Kurzzeitkanzler ab Ende 2008 selbst in die Welt der Lobbyisten und Berater ein. Nach dem Ende seiner Bundeskanzlerschaft war Gusenbauer nur kurz Referatsleiter für Europafragen der niederösterreichischen Arbeiterkammer. Seit 2008 ist Gusenbauer  Eigentümer der "Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH". Daneben ist er Berater der WAZ-Mediengruppe, er war 2009/2010 im Aufsichtsrat der Alpine Holding GmbH und übernahm 2010 den Aufsichtsratsvorsitz des Konkurrenzunternehmens STRABAG SE. Gleichzeitig ist Gusenbauer Vorsitzender der Haselsteiner-Familienstiftung. Darüber hinaus sitzt er seit 2009 im Aufsichtsrat der SIGNA-RECAP Holding AG des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. 2010 trat er in das Board of Directors des kanadischen Bergbaukonzerns Gabriel Resources. Zudem ist er Europa-Direktor des chilenischen Investmentfonds Equitas European Funds. Gusenbauer berät auch den kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew in OSZE-Fragen. Seit 2011 ist er Stiftungsvorstand der Wartenfels Privatstiftung sowie Miteigentümer der Cudos Advisors GmbH. Und er übt die Funktion des Gastprofessors an der Universität Innsbruck für Politikwissenschaften aus. Gut möglich, dass man sich bald einmal fragen wird, was seine Leistung dafür war und ob ein einzelner überhaupt so viel Leistung erbringen kann…

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