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20. Feber 2012 / 12:17 Uhr

DDR-Bürgerrechtler Gauck wird neuer Bundespräsident

Nur wenige Tage nach der Demission des bisherigen Bundespräsidenten Wulff kam es zu einer überraschend schnellen Einigung von CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP auf einen gemeinsamen Kandidaten zur Nachfolge im Präsidentenamt. Der Einigung vorangegangen waren hektische Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien CDU und FDP. Der neue Präsident soll Joachim Gauck heißen.

Wer ist Joachim Gauck?

Joachim gauck

Joachim gauck

Joachim Gauck – Deutschlands "Präsident der Herzen"
Foto: Michael Lucan/pixeldost/Wikimedia CC-BY-3.0

Joachim Gauck wurde am 24. Januar 1940 als Sohn eines Kapitäns und einer Bürokauffrau in Rostock geboren. Als Gauck elf Jahre alt war, wurde sein Vater vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und verschwand für vier Jahre in einem Lager in Sibirien. Die Mutter erzog Gauck und seine beiden Geschwister in strenger Ablehnung zur staatlichen DDR-Obrigkeit. Von 1958 bis 1965 studierte er evangelische Theologie und war anschließend als Pastor in der Rostocker Kirchengemeinde tätig. Im Kampf für Freiheit und gegen den DDR-Staat führte er 1989 in Rostock die Demonstrationen gegen das Regime an.

Nach der Wiedervereinigung betreute Gauck die Stasi-Unterlagenbehörde, die nach ihm als "Gauck-Behörde" benannt wurde und machte sich dort bundesweit einen Namen. Kanzlerin Angela Merkel charakterisierte ihn einmal folgendermaßen:

Joachim Gauck hat sich in herausragender, unverwechselbarer Weise um unser Land verdient gemacht, als Bürgerrechtler, politischer Aufklärer, Freiheitsdenker, als Versöhner und Einheitsstifter, Joachim Gauck ist Mahner und richtiger Demokratielehrer!

In seiner ersten Stellungnahme auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gab sich der aus Wien angereiste Gauck bescheiden und bedankte sich ausdrücklich bei Kanzlerin Merkel für das ihm entgegengebrachte Vertrauen.

Kanzlerin Merkel von der Macht des Faktischen überrollt

Bis zuletzt hatte sich die Pastorentochter Merkel dagegen gewehrt, den Pastor Gauck zu unterstützen. Bereits einmal war es ihr gelungen, den Kandidaten von SPD und Grünen zu verhindern, als sie mit knapper Mehrheit den Gutmenschen Wulff durchsetzte, der dann zwar seine Aufgabe als Multi-Kulti-Präsident brav erfüllte, letztlich aber an sich selbst scheiterte. Damit war auch Merkel gescheitert. Einen weiteren Fehlgriff konnte sie sich nicht erlauben. Während Merkel auf der Suche nach einem eigenen Kandidaten wenig erfolgreich war, legte sich Koalitionspartner FDP bereits auf Gauck fest, und die Kanzlerin stand plötzlich alleine da. Verraten von ihrem un Umfragen bei 3 Prozent herumdümpelnden Mehrheitsbeschaffer FDP, der mit seiner Festlegung auf Gauck sogar einen Koalitionsbruch riskierte. Beim ARD-Deutschlandtrend hatten sich letzten Freitag 43 Prozent der Befragten für Gauck ausgesprochen. Gauck oder Neuwahlen waren die Alternativen, vor denen Merkel und die CDU standen. Man entschied sich für Gauck.

Gauck vertritt eigene Meinung

Obwohl Gauck als ehemaliger Abgeordneter des Bündnis 90, das später mit den Grünen eine Kooperation einging, und als ursprünglicher Präsidentenkandidat von Rot und Grün eher dem linken Polit-Spektrum zugerechnet werden kann, scheint er vor kontroversiellen Meinungen nicht zurückzuschrecken. Gegen den politischen Trend des "Multi-Kulti über alles", der auch von Angela Merkel betrieben wird, appellierte Gauck wiederholt an die Politik, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen. Im Gegensatz zur Bundeskanzlerin, die Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ als „wenig hilfreich“ abgetan und seinen Sturz als Bundesbank-Vorstand betrieben hatte, attestierte Gauck Sarrazin ausdrücklich „Mut“ und erklärte in einem Pressegespräch: "Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik." Die politische Klasse könne aus dem Erfolg von Sarrazins Buch lernen, dass "ihre Sprache der politischen Korrektheit bei den Menschen das Gefühl weckt, dass die wirklichen Probleme verschleiert werden sollen."

Gegenüber dem Radiosender MDR-Info beschrieb der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Holger Zastrow Gauck folgendermaßen. 

Er ist einfach jemand, der ganz ideal zum liberal-konservativen Regierungsbündnis passt und der uns mit seinem Wertekompass, seinem Einsatz für Freiheit, für Eigenverantwortung und für die Marktwirtschaft, aus dem Herzen spricht.

 

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