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5. Feber 2012 / 12:11 Uhr

Muzicant “ungewollt” die Speerspitze des Protests

Es war nicht anders zu erwarten. Nach den gewalttätigen Ausschreitungen von Linksextremisten gegen den WKR-Ball betreibt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, Kindesweglegung. “Womit ich nicht zufrieden bin ist, dass der Präsident der Kultusgemeinde gewollt oder ungewollt zur Speerspitze dieses Protestes geworden ist”, sagte er im Interview mit der Austria Presse Agentur. Die Gewalt verurteilte Muzicant zwar, betonte aber gleichzeitig, dass “so gut wie nichts passiert” passiert sei.

Dass es Ariel Muzicant war, der wie kein anderer den Einpeitscher für die Protestbewegungen gegen den WKR-Ball ab, scheint er selbst schon vergessen zu haben. Er wurde dabei gegen die Besucher des WKR-Balls in einer Weise auffällig, die ihm noch Anzeigen wegen Verhetzung und Verleumdung einbringen wird. Zumindest kündigte der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) diese an. Grundsätzlich kann diese aber jedermann einbringen, der sich als Besucher des WKR-Balls verunglimpft fühlt. Zur Erinnerung noch einmal Muzicants Worte im Rahmen einer Pressekonferenz, wie sie auf ORF.at zitiert wurden:

“Den WKR-Ball, also die Zusammenkunft einer ganzen Schar von Holocaust-Leugnern, von Rechtsextremen, von Nazis, von Neonazis, an diesen Tag zu setzen, ist eine Verhöhnung der Opfer der Schoah”, meinte Muzicant. Wenn sich einige Herrschaften an diesem Tag in die Hofburg begeben, frage er sich, was sie tun: “Feiern die sozusagen die zwei Millionen Toten von Auschwitz, oder was? Tanzen sie sozusagen auf sechs Millionen toten Juden, oder was denken sich die dabei?”

Auch Presserat stellt sich an Muzicants Seite

Die meisten Medien übernahmen damals die Wertungen Muzicants, ohne Stellungnahme der Beschuldigten – beispielweise bei den Veranstaltern des Balls – einzuholen. Der österreichische Presserat, der mit diesem Verhalten vieler Medien befasst wurde, fand daran jedoch nichts Beanstandenswertes. In seiner Entscheidung führte er aus:

Beiträge, die sich mit einer Pressekonferenz der Israelitischen Kultusgemeinde zum bevorstehenden WKR-Ball in der Hofburg und dem sich formierenden Widerstand gegen diesen befassen, müssen nicht zu einer Debatte über den WKR-Ball und Burschenschaften ausgedehnt werden. Die Einholung einer Stellungnahme beim WKR-Ball-Veranstalter zu einer von Herrn Musicant (sic!) im Rahmen dieser Pressekonferenz getätigten und in den Artikeln korrekt zitierten Aussage, ist in diesem Zusammenhang nicht erforderlich.

Dies ist insofern bemerkenswert, als einer der wesentlichsten Leitsätze im Ehrenkodex für die österreichische Presse lautet:

2.3. Beschuldigungen dürfen nicht erhoben werden, ohne daß nachweislich wenigstens versucht worden ist, eine Stellungnahme der beschuldigten Person(en) oder Institution(en) einzuholen. Handelt es sich um die Wiedergabe einer öffentlich erhobenen Beschuldigung, ist dies deutlich kenntlich zu machen.

Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits eine öffentliche Erklärung des WKR-Ballausschusses vorlag, verzichteten zahlreiche Medien darauf, diese zu erwähnen und druckten die Tiraden des IKG-Präsidenten unkommentiert ab. Die Beschwerde hatte sich gegen Berichte in folgenden Medien gerichtet: ORF.at, Die Presse, Der Standard, Heute und Wiener Zeitung:

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