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1. Feber 2012 / 12:38 Uhr

Unzensuriert-Magazin: Wo geht’s bitte raus? Das Ende des Euro naht

BildGroßbritannien weist seine Botschaften an, Notfallpläne für die Unterstützung seiner Bürger zu schmieden. Eine amerikanische Investmentbank schildert detailliert, wie der Euro zerbrechen könnte. Und in Frankreich fordern namhafte Ökonomen den kontrollierten Ausstieg aus der gemeinsamen Währung. Kommt 2012 wirklich das Ende des Euro? Ein Auszug aus dem aktuellen Unzensuriert-Magazin.

Seit Jahren geht in Deutschland das Gerücht, dass in der Bundesbank für den Ernstfall bereits neue D-Mark-Noten gedruckt würden. Je schlimmer die Euro-Krise wird, umso mehr Anhänger findet diese Behauptung. Eine Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es freilich nicht und darf es auch nicht geben.

Währungswechsel als Geheimoperation

Denn selbst wenn es so wäre, dürften es die Verantwortlichen von Kanzlerin Merkel abwärts niemals zugeben. Denn der Wechsel zu einer anderen Währung müsste im Geheimen vorbereitet werden und blitzartig über die Bühne gehen, um die erwünschte Wirkung zu erzielen. Das schreibt die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan in einem Währungs-Strategiepapier, das zehn Fragen zum Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion beantworten soll. Blitzschnell muss die Aktion deshalb über die Bühne gehen, um Kapitalflucht in andere Länder zu verhindern. Börsen und Banken müssten geschlossen werden, vermutlich für mehrere Tage.

Die Experten von J.P. Morgan sehen mehrere mögliche Anlassfälle für ein Auseinanderbrechen des Euro. Ein schwaches Land könnte austreten oder ausgeschlossen werden. Ein starkes Land könnte sich verabschieden oder der Kern könnte sich spalten – zum Beispiel in eine deutsch-österreichisch-niederländische und eine französisch-belgische Währungszone. Die Quoten dafür setzt man noch niedrig an, aber immerhin mit 20 Prozent Wahrscheinlichkeit für das Ausscheiden eines Krisenlandes. Das wäre dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Griechenland, wo nach den Wahlen im Februar neuerliche Spannungen erwartet werden. „Sollte Griechenland einseitig die Übereinkunft über die Schulden gegenüber den offiziellen (staatlichen) Gläubigern brechen, […] könnte das Land eines Verstoßes gegen die Solidarität beschuldigt werden“, orakeln die Investment-Experten, und dies wiederum könnte das Signal für einen Ausschluss aus der Euro-Gemeinschaft sein.

Abwertung, Hyperinflation, Bankrun

 

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Der Zusammenbruch des Euro bahnt sich bereits heuer an.
Foto: gknec / Fotolia.com

Die Folgen wären freilich verheerend, bemüht man sich darzustellen. Der ausgeschiedene Krisenstaat müsste sich auf eine Abwertung seiner neuen (oder alten) Währung von bis zu 75 Prozent gegenüber dem Euro gefasst machen. Hyperinflation wäre die Folge ebenso wie Kapitalflucht, ein Run auf die Banken, der Zusammenbruch des Zahlungssystems und ein Ausschluss des betroffenen Staates von den Kaptalmärkten für mindestens ein Jahrzehnt. Ähnlich schwache Staaten würden auch unter die Räder kommen, selbst wenn sie in der Eurozone verbleiben. Sogar für die starken Volkswirtschaften wären die Auswirkungen „schlimmer als Lehman“. Ein ruhiger Ausstieg aus der Euro-Zone ist für J.P. Morgan nur unter „normalen“ Bedingungen möglich – wenn das Budgetdefizit im Griff und das Wirtschaftswachstum wieder intakt ist. Freilich gäbe es in diesem Umfeld keinen anderen Grund, die Währungsunion zu verlassen „als Nationalismus oder den Wunsch, sich politische Flexibilität für die nächste Krise zu sichern“, führen die Experten aus.

Französische Ökonomen für Rückzug

Diese Perspektive, die trotz der Erwähnung und Abhandlung aller Möglichkeiten auf den kompromisslosen Erhalt der Währungsunion abzielt, teilen freilich nicht alle. In Frankreich etwa traten am Heiligen Abend 2011 zwölf renommierte Wirtschaftsexperten mit einem Aufruf in der angesehenen linksliberalen Zeitung Le Monde an die Öffentlichkeit. „Für einen geordneten Rückzug aus dem Euro“ betitelten sie ihr Manifest. Auch sie erkennen zweifellos die Gefahren einer Auflösung der Euro-Gemeinschaft, treten aber für eine offene Diskussion ein und wollen das Volk nicht überrumpeln, sondern mit einem genauen Maßnahmenkatalog auf die Änderungen vorbereiten. Es soll eine kurze Übergangsperiode geben, in der die Euro-Scheine, welche von den einzelnen Nationalbanken ausgestellt wurden und ein landesspezifisches Unterscheidungszeichen tragen, zunächst mit einem Aufdruck versehen werden, bis eine ausreichende Menge an neugedruckten Banknoten für den Austausch zur Verfügung steht. Die neuen Wechselkurse sollen im Einvernehmen festgelegt werden und danach innerhalb einer Bandbreite von zehn Prozent dem Kräftespiel der Märkte überlassen werden. Preise von Waren und Dienstleistungen sowie die Werte der Aktiva und Bankkonten bleiben unverändert.

Die größten Gefahren sehen die Ökonomen im Zuge des Umstellungsprozesses auf Seiten der Banken, die daher – wie es auch die Währungsexperten von J.P. Morgan empfehlen – für einen begrenzten Zeitraum gesperrt werden sollen. Dies jedoch nicht nur, um Kapitalflucht zu vermeiden und die technische Umwechslung sicherzustellen, sondern auch zum „Zweck der Feststellung, welche Banken rentabel sind und welche Stützung durch die Zentralbank benötigen. […] Der Staat wird erneut zum Schützer der Anleger, der erforderlichenfalls die Kontrolle über Teile des Bankensystems übernimmt.“

Den vollständigen Beitrag können dem aktuellen Unzensuriert-Magazin über die Skandalrepublik Österreich entnehmen.

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