In diesem Jahr häufen sich Proteste gegen die wirtschaftliche Lage auf der ganzen Welt: Auch Amerika hat die Welle der Revolutionen nun erreicht. Die "Occupy Wall Street"-Bewegung protestiert seit nunmehr einem Monat gegen die Übermacht der Finanzelite. Ihr Motto "Wir sind die 99%" spielt darauf an, dass nur eine kleine Menge reicher Wirtschaftler von dem Boom des letzten Jahrzehnts profitiert hat.
und Altersklassen gehen auf die Straße.
Foto: Carwil / flickr / (CC BY 2.0)
Viele Amerikaner haben für ihre universitäre Ausbildung horrende Schulden angehäuft und finden nun keine Anstellung, andere verloren in der Krise Arbeit und Heim. Ziel der aufgestauten Wut sind Banken und Großkonzerne, die aber offenbar das amerikanische System auf ihrer Seite haben: Die Medien weigerten sich lange, die Proteste zu thematisieren, und die New Yorker Polizei ging übertrieben resolut gegen die zumeist friedlichen Demonstranten vor.
Der Protest hat sich mittlerweile auch in viele andere amerikanische Städte ausgebreitet. Ganz gemäß dem Slogan der Bewegung leidet nahezu das gesamte Volk unter der Misswirtschaft seiner Regierung – die Reformen der letzten Jahre zielten tatsächlich nur auf eine Aufstockung des Kapitals, der Banken und der Industrie ab. Beispielsweise sind die amerikanischen Topverdiener zur Zeit einem historisch niedrigen Einkommenssteuersatz unterworfen, während öffentliche und soziale Einrichtungen mit Kürzungen zu kämpfen hatten. Der von Präsident Obama versprochene Wandel blieb trotz enormer, aber weitgehend sinnloser Sozialausgaben aus, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter und reißt auch die sogennante Mittelschicht nach unten.
Angesichts der von ihr allgemein als desaströs wahrgenommenen Lage hat die Bewegung gegen die Wall Street kein schlüssiges Ziel – somit ist die langfristige Wirksamkeit des Protestes fraglich.
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