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Die FÖJ sollte zu großen Jugendbewegung werden

1. Oktober 2011 / 09:24 Uhr

FÖJ: Jungkommunisten nach DDR-Vorbild in Österreich

Schon in den ersten Tagen nach Ende des Zweiten Weltkriegs war den Kommunisten in Österreich eines klar: Auf demokratischem Wege war eine Machübernahme nicht zu erreichen. Da verließ man sich schon lieber auf die Pressionen der Besatzungstruppen der Sowjetunion und auf die Bildung von „überparteilichen“ Volksfrontorganisationen. So wurde bereits am 16. Mai 1945, also eine knappe Woche nach Ende des Krieges die „Freie Österreichische Jugend“ als Vorfeldorganisation gegründet. Nach außen hin „antifaschistisch“ und österreich-patriotisch, war sie bis Anfang der siebziger Jahre die eigentliche Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ).

Vorbild für die Freie Österreichische Jugend war die Freie Deutsche Jugend (FDJ) in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Exilkommunisten hatten bereits während des ZweitenWeltkriegs in der Sowjetunion und Großbritannien den Plan für ihre Nachkriegsjugendpolitik entwickelt. Sie beschlossen, nicht wieder einen kommunistischen Jugendverband zu begründen, sondern wollten eine „breite antiimperialistische Jugendorganisation“ schaffen. Diesen Grundsatzbeschluss „exportierten“ sie als bindende Handlungsanleitung auch an die sozialistische Schwesterpartei KPÖ. Ziel sollte sein, auf dieser Grundlage auch eine Einheitspartei zu begründen, was in der DDR durch die Sozialistische Einheitspartei (SED) in der Folge auch durchgeführt wurde.

Schwesterorganisation FDJ in der BRD verboten

Während in Österreich der Aufbau der FÖJ unter der Schirmherrschaft der KPÖ in den ersten Nachkriegsjahren vorangetrieben wurde, war mit der FDJ in Westdeutschland nach wenigen Jahren Schluss. Im Jahre 1951 wurde die Freie Deutsche Jugend als verfassungsfeindliche Organisation in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Ein Verbot, das 1954 durch den Verfassungsgerichtshof bestätigt worden war. Im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 löste sich die FDJ auch in der DDR schrittweise auf und ging mit ihren Resten in anderen linksextremen Organisationen des wiedervereinigten Deutschlands auf.

Biotop für linke Journalisten, Schriftsteller und Künstler

Als es nach 1968/1969 zum offiziellen Bruch mit der Mutterpartei KPÖ kam und die KPÖ mit der Kommunistischen Jugend Österreichs (KJÖ) eine neue Vorfeldorganisation gründete, ging die FÖJ langsam im Organisationswirrwarr der Neuen Linken unter. Obwohl die Freie Österreichische Jugend nie eine Massenorganisation in Österreich geworden ist, so wurde sie doch zu einem fruchtbaren Biotop linker Journalisten und Künstler, die vor allem nach 1970 unter einer sozialistischen Kunst- und Kulturverwaltung in Österreich einen entsprechenden Aufstieg erzielen konnten. So werden in einem Beitrag im Spektrum der Presse aus dem Jahre 2002 etwa der Leiter des Wiener Integrationsfonds Max Koch, der Maler Arik Brauer, “Mundl”- und “Kaisermühlenblues”-Erfinder Ernst Hinterberger, der Schauspieler Otto Tausig, der Schriftsteller Robert Schindel, der Rockmusiker Stefan Weber (Dradiwaberl) oder die ORF-Journalistin Elisabeth T. Spira (Alltagsgeschichten, Liebesgeschichten und Heiratssachen) als ehemalige FÖJler enttarnt.

Präferenz der Ex-Kommunisten für Rot- Grün

Interessant ist im Übrigen die aktuelle politische Präferenz, die im erwähnten Presse-Beitrag von den FÖJ-Aktivisten geäußert wird. So würden die Sympathien aktuell am häufigsten den Grünen gelten, ein paar Ältere würden demgegenüber „mit oder ohne Bauchweh der KPÖ die Treue halten“ und einige würden sogar brave Sozialdemokraten sein. Wenn man die Wortspenden einiger „prominenter“ ehemaliger FÖJler liest und hört, dann kann man der aktuellen ideologischen Einordnung nicht widersprechen. Zuletzt polemisierten etwa die Ex-FÖJler Robert Schindel und Lisl Ponger unter dem Firmenschild Republikanischer Club gegen die demokratische Wahl eines freiheitlichen Dritten Nationalratspräsidenten 2008.

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