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28. Juli 2011 / 21:26 Uhr

Zensur in deutschsprachigen Medien IV: Die taz

BildBisher haben wir in den Onlineauftritten der deutschen Zeitungen eine hohe Bereitschaft zur Zensur entdeckt. Nächstes Versuchsfeld ist der Kommentarbereich der erklärt linken Berliner "tageszeitung", kurz taz. Dass dieser Ort kein Platz der unzensurierten Meinungsäußerung ist und die veröffentlichten Worte erst durch den Filter des Zensurstiftes gewandert sind, schreibt die taz ehrlicherweise bereits direkt unter die Kommentarbox:

Wenn Sie auf "Abschicken" klicken, wird ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an taz.de verschickt. Er wird veröffentlicht, sobald ein Redakteur ihn freigeschaltet hat. taz.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge nicht zu publizieren.

 

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Kritische Kommentare finden durchaus ihren Platz in der taz.

Im Gegenzug dazu kann man auf dem Webauftritt der taz veröffentlichte Kommentare weder im Nachhinein melden, noch direkte Antworten auf Kommentare verfassen. Allfällige Diskussionen werden somit über die ganze Kommentarseite gezogen, was aufgrund der nicht gerade zügigen Freischaltung der Kommentare eine erhebliche Verzögerung mit sich bringt und extensive Diskurse nicht gerade schmackhaft macht.

Umfrage: Meinungsfreiheit oder Zensur: Was bringen Kommentare in Online-Medien?

Auf einen Artikel, in dem die taz in all ihrer Deutlichkeit die Einführung einer Gesamtschule für alle deutschen Kinder preist, haben wir eine ausführliche Gegendarstellung mit bewusst populistischer Wortwahl verfasst. Trotz erheblicher Verzögerung wurde dieser schließlich freigeschaltet – und steht nun gemeinsam mit einer Sammlung an großzügig ausformulierten Kommentaren auf der, vom eigentlichen Artikel abgespaltenen, Kommentarseite. Die taz scheint auch eine größere Akzeptanz bezüglich Schimpfwörtern, Fäkalausdrücken, Vermutungen und Generalisierungen zu akzeptieren als die anderen deutschen Medien.

 

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Die taz vermeidet inhaltliche Diskussionen über ihre Artikel.
Foto: ?AFIK ? BERLIN / flickr.com

Nur an einem Punkt wird die Grenze rigoros gezogen. Ein anderer, aktuellerer Artikel thematisierte einen Brandanschlag auf das Haus einer Sinti-Großfamilie; die Hälfte des Textes befasste sich mit den zwei Rechtsextremen, die laut einigen Familienmitgliedern die Brandsätze geworfen haben sollen, um dann auf den Rechtsextremismus im Generellen auszuschweifen. Und das, obwohl aus den Kommentaren hervorging, dass die Sintifamilie tief im kriminellen Netz der Stadt verwickelt war und durchaus einen Racheanschlag dieser Szene provoziert haben könnte. Wir zogen eine Paralelle zu dem Großbrand vor einigen Jahren, dem eine türkische Familie zum Opfer fiel: Dort wollten Anwesende auch einen rechtsradikalen deutschen Brandstifter beobachtet haben – bis sich herausstellte, dass das Feuer durch Stromdiebstahl verursacht wurde. Diese Paralelle war der taz-Redaktion zu gewagt, unser Kommentar verschwand im Nirgendwo. Andere Kommentare jedoch, die die Hexenjagd auf die angeblich gesichteten Rechtsradikalen kritisch hinterfragen, wurden toleriert und sind nach wie vor auf der Seite zu lesen.

Zensur in deutschsprachigen Medien I: Die Zeit
Zensur in deutschsprachigen Medien II: Die Welt
Zensur in deutschsprachigen Medien III: Die Presse
Wenn "falsche" Meinungen geäußert werden: Zensur in Onlinemedien 

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