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11. August 2010 / 09:47 Uhr

Luxus-Parlamentswebseite: Kosten schon bei über 700.000 Euro

Die Beantwortung einer aktuellen parlamentarischen Anfrage der FPÖ-Nationalratsabgeordneten Dr. Susanne Winter an Parlamentspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) liefert nun weitere interessante Details zur luxuriösen Neugestaltung der Parlamentswebseite. Der neue Internetauftritt ab Mitte Herbst unterscheidet sich zwar optisch nur marginal vom alten, kommt allerdings seriös berechnet auf über 700.000 Euro. Unzensuriert.at listet sämtliche Kosten für die technische Umsetzung, Beratertätigkeiten und sonstige zusammenhängende Aktivitäten auf.

An die Firma Fonda Interaktive Medien und Kommunikation entfielen für die Erstellung eines neuen Designs, der Überarbeitung der Struktur des Angebotes im Internet und Intranet insgesamt 59.840 Euro. Dazu wurde ein Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung, sprich Ausschreibung, gewählt. Der geschätzte Auftragswert lag nämlich unter der gesetzlichen Frist von 60.000 Euro. Geschätzt wurde diese Summe vom Kommunikationsberater Dr. Walter Holiczki, Lektor am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Er bekam für seine Beratertätigkeiten zwischen Juni 2008 und Jänner 2009 ein Honorar in Höhe von 7.000 Euro.

Keine Ausschreibung, weil „Komplexität nicht absehbar war

Da zum Zeitpunkt dieses Erstauftrags die Komplexität der Themen, welche im Webportal des Parlaments abzubilden sind, laut Prammer noch nicht absehbar war, wurde an die Firma Fonda ein zusätzlicher Auftrag im Umfang von 40 Personentagen vergeben. Für die technische Umsetzungsbegleitung fielen 38.400 Euro an. Die technische Umsetzung wurde durch die EDV-Abteilung selbst und durch externe Dienstleister erledigt, die allerdings seit Beginn der EDV-Unterstützung des Parlaments Rahmenverträge mit der Parlamentsdirektion haben. Die Relation interner zu externer EDV-Fachkräfte beträgt 7 Bedienstete zu 25 Bedienstete.

Auch die im Basispaket enthaltenen Leistungen dürfte zu wenig gewesen sein. Für eine bessere Skalierbarkeit der Startseite, eine „Lightbox“ zur optimalen Darstellung von Fotos, diverse Internet-Applikationen, eine Personalisierung der Website und einen Web- und Redaktionsguide mussten nochmals 59.955,20 Euro bezahlt werden.

Eine Viertelmillion Euro für eine Volltextsuche

Für die neue Volltextsuche sind 52.502,02 Euro an Hardwarekosten und 135.000 Euro an Lizenzkosten an die Firma Microsoft – beschafft über Rahmenverträge der Bundesbeschaffung GmbH – angefallen. Des weiteren sind 54.048 Euro für Unterstützungsleistungen zur Installation und Konfiguration des Volltext-Suchsystems bezahlt worden.

Zur Unterstützung bei der Eingabe neuer Inhalte in die Webseite wurden von Februar bis August 2010 freie befristete Dienstverträge mit Studenten abgeschlossen, deren Kosten sich bisher auf 25.777,44 Euro beliefen. Bis zur endgültigen Freischaltung werden die Kosten noch um circa 5.000 Euro ansteigen, also insgesamt auf 30.777,44 Euro kommen.

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Die Kosten für einen Usability-Test der Firma USECON betrugen 15.042 Euro. Auf die sicherheitstechnische Überprüfung durch die Firma Secure Business Austria entfielen 20.136 Euro, sowie die Kosten für den EDV-internen Aufwand. Für die weitere technische Umsetzungsbegleitung beim Neustart des Parlamentsauftrittes sind zusätzlich 22.000 Euro fällig.

Interne Personalkosten von mindestens 200.000 Euro

15 Mitarbeiter aus der EDV-Abteilung, davon drei mit Dienstverträgen, arbeiten seit Mitte 2008 an der Neugestaltung der Internetpräsenz. Bis dato sind 260 Personentage angefallen, bis zum Relaunch werden noch 40 Personentage hinzukommen. Von den Mitarbeitern der Parlamentsdirektion wurden seit den Vorbereitungen 2008 in Summe bisher 1.110 Personentage geleistet. Eine vorsichtige Bezifferung des kostenmäßigen Arbeitsaufwandes mit etwa 150 Euro pro Tag ergibt umgerechnet einen Kostenaufwand von 211.500 Euro für interne Arbeiten an der Webseite.

In Summe werden dem Steuerzahler damit über 700.000 Euro für die Baustelle der Parlamentswebseite aufgebürdet, wobei allerdings längst nicht alle Kosten detailliert aufgeschlüsselt werden können, weil jahrelange Rahmenverträge und interne Dienstleistungen existieren. Dennoch ist angesichts dieser gigantischen Summe für eine Internetplattform, die pro Monat nur rund 100.000 Besucher zählt, wahrlich kein Sparwille im Hause Prammers erkennbar.

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