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Österreichs größter Pflegeheimbetreiber will wenig zahlen und daher Pflegekräfte aus Marokko anwerben.

15. Feber 2020 / 10:51 Uhr

„Schmutzkonkurrenz“: Heimbetreiber will Pflegekräfte aus Marokko anwerben

Österreichs Bevölkerung nimmt seit 50 Jahren ab – jedes Jahr werden weniger autochthone Österreicher geboren, als zur Bestandserhaltung notwendig sind. Gleichzeitig hat die Lebenserwartung erfreulich zugenommen. Seit das deutsche Volk diesseits und jenseits des Inns schrumpft, um satte elf Jahre. Diese elf Jahrgänge verhindern, dass das demographische Desaster allzu deutlich erkennbar ist.

Fehlende Pflegekräfte

Eine so stark überalterte Gesellschaft löst auch akute Probleme aus, etwa im Pflegesystem. Trotz hoher Arbeitslosigkeit fehlen dort die Pflegekräfte. Der als Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Chef und künftiger Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gehandelte Jens Spahn war erst im September in Mexiko, um dort Pflegekräfte für Deutschland anzuwerben. Den gleichen Weg schlägt nun Österreichs größter Pflegeheimbetreiber SeneCura ein. Er will Jugendliche aus Marokko anwerben – allerdings nicht jene, die schon im Lande sind und keiner Erwerbsarbeit nachgehen.

SeneCura, Tochter der französischen Orpea-Gruppe, schloss nun eine Kooperation mit dem privaten österreichisch-marokkanischen Verein Amoroc (Austria Moroccan Chamber) und will im Sommer mit seiner Anwerbeaktion in Marokko beginnen.

Gewinne privatisiert, Kollateralschäden sozialisiert

SeneCura-Vorstandschef Anton Kellner wähnt sich in einer win-win-Situation:

Marokko leidet unter eine hohen Jugendarbeitslosigkeit, in Österreich suchen wir händeringend nach Pflegepersonal. Mit dieser Kooperation wollen wir einen Lösungsweg für beide Problemfelder schaffen.

Dabei ignoriert er geflissentlich die gesellschaftlichen Kollateralschäden, wie die kulturelle Veränderung Österreichs, die hohe Kriminalität von Marokkanern und den dadurch steigenden Einfluss des Islams. Nicht so offenbar die Gewerkschaft der Privatangestellten, die die wahren Hintergründe nennt: Auf der einen Seite stemme sich das Unternehmen gegen kürzere Arbeitszeiten oder höhere Löhne, um mehr Inländer für Pflegeberufe zu gewinnen. Auf der anderen Seite nehme man jetzt sehr viel Geld in die Hand, um Pflegepersonal aus dem fernen Ausland anzuwerben, es nach Österreich zu bringen, ihnen Deutsch beizubringen und auszubilden. „Das ist ja an Absurdität nicht zu überbieten“, heißt es bei der GPA-djp.

„Schmutzkonkurrenz“

Und damit trifft die Gewerkschaft den wunden Punkt: Wer leistet diese physisch und psychisch schwere Arbeit, die eine profunde Ausbildung benötigt, um am Ende der jahrlangen Ausbildung mit fast 300 Euro weniger Entlohnung nach Hause zu gehen, als der Hilfsgärtner im Eisenstädter Landhaus künftig bekommen soll? SeneCura will billige Arbeitskräfte nach Österreich importieren, Gewinne daraus generieren und die Nachteile sozialisieren. Franz Olah, langjähriger Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, nannte das in seinen Memoiren „Schmutzkonkurrenz“.

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