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1. Juli 2010 / 12:11 Uhr

Kultur auf steirisch: Beschimpfung, Felsbrocken und Baucontainer

Kolportierte 4 Millionen Euro kostet den Steuerzahler das Kulturfestival „REGIONALE10“, das noch bis zum 14. August im flächenmäßig größten Bezirk Österreichs (Liezen) stattfindet. Die Sponsoren schießen knapp 700.000 Euro zu, von den Gemeinden kommen ebenfalls nur Mikrobeträge. Das liegt auch an den fragwürdigen Kunstaktionismen im Programm.

In dem dazugehörigen Veranstaltungsheft etwa wird die Bezirkshauptstadt Liezen als hässlichste Stadt der Steiermark bezeichnet. Der Autor Thomas Wolkinger beschreibt einen Stadtrundgang im regionale10-Magazin und kommt darin zum Fazit: „Liezen hat einen Ruf zu verlieren – den als hässlichste Stadt der Steiermark“. Natürlich brüskierte man damit nicht nur die Bewohner von Liezen. SPÖ-Bürgermeister Rudolf Hakel führte gegenüber der Kleinen Zeitung aus, dass „die Mitarbeiter der Stadtgemeinde wenig motiviert sind, was die Regionale betrifft. Noch dazu zahlen wir dafür.“ Auch andere Lokalpolitiker sehen dadurch den Ruf von Liezen gefährdet. Für den Intendanten der Regionale, Dietmar Seiler, war der im Stadtportrait gezogene Vergleich des Hauptplatzes mit einem Vorort von Moskau dennoch eine „Liebeserklärung“.

Chinesicher Felsbrocken wird auf den Dachstein gehievt

Ein weiterer Höhepunkt des Kulturfestivals: Ein vier Tonnen schwerer Felsbrocken, der zuvor aus der chinesischen Provinz Sichuan mit dem Schiff nach Rotterdam transportiert und von dort per LKW nach Ramsau am Dachstein chauffiert worden ist, soll per Hubschrauber auf das Dachsteinmassiv gehievt werden. Die Intention dahinter ist, das „Spannungsverhältnis zwischen den Möglichkeiten des Menschen und der Größe der Natur zu inszenieren“. Für den über 7.500 Kilometer weiten Transport entstehen Kosten von rund 50.000 Euro.

Die steirische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dr. Susanne Winter bezeichnet den Steintransport als „kulturellen Schwachsinn“ und meint in einer Presseaussendung, „dass zur Sichtbarmachung des Spannungsverhältnis – wie es die Veranstalter beabsichtigen – auch Bilder aus den Hochwasser- oder Erdbebengebieten dieser Welt genügt hätten.“ Der Österreichische Alpenverein wirft die Frage der „sozialen Verträglichkeit“ des Projektes auf und rätselt, ob die Installation des Steines auch Auswirkungen auf Fauna und Flora habe. Am Stammtisch amüsiert man sich indes ob des Steintransportes rund um die Welt: „Das ist ja wie Wasser in die Enns zu tragen“, heißt es.

Container und Gerüste im Park als "Auseinandersetzung mit Baukultur"

In Gröbming wurden in den idyllischen Kastaniengarten im Ortszentrum fünf Baucontainer samt Gerüsten hineingepfercht. Der ansonsten schmucke Kleinpark erinnert nun an eine Baustelle. Gleich gegenüber: das ehrwürdige Gebäude der Druckerei Wallig von Architekt Herbert Eichholzer, einem Baukünstler des 20. Jahrhunderts. Im dem Containerdorf soll unter dem Motto „Baustelle Baukultur“ eine kritische Auseinandersetzung mit heimischer Baukultur in allen ihren Facetten erfolgen.

Bei den Gröbmingern sorgt das Kunstprojekt für Kopfschütteln und Ärgernis, von einem „Schandfleck“ ist die Rede. Der Besitzer des Kastaniengartens hat unterdessen den Pachtvertrag mit der Gemeinde aufgelöst – „Von fünf Baucontainern und mehreren Gerüsten war nie die Rede.“ Bürgermeister Alois Guggi springt für seine zuständigen Kunstlandesrätin Bettina Vollath (SPÖ) in die Bresche und versucht zu beruhigen: „Wenn der erwartete Besucherzustrom kommt, dann haben alle was davon."

Besucher bleiben aus, Einheimische wenden sich ab

Vom erhofften Besucherzustrom merkt man auch nach der Hälfte der Veranstaltung kaum etwas. Auch die Einheimischen sparen sich diese Art von Kulturgenuss. Zwei Dinge hat die Regionale auf jeden Fall ausgelöst: einen beträchtlichen finanziellen Aufwand für den Steuerzahler und etliche Diskussion um fragwürdige Inszenierungen unter dem Kulturbegriff. Vielleicht war gerade das die Absicht des linken steirischen Kulturressorts.

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