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23. Jänner 2010 / 15:05 Uhr

Heimat großer Söhne und Töchter – aber leider ohne Volk

Man soll ja nicht gleich alles verteufeln, was uns die Regierung mit unserem Steuergeld in Form von Informationskampagnen vorsetzt. Christina Stürmer ist eine der populärsten Sänderinnen des Landes, und wenn Unterrichtsministerin Claudia Schmied sie für mehr Bildung die Bundeshymne singen lässt, dann ist das soweit in Ordnung. Vielleicht steigert die Aktion zusätzlich das Heimatbewusstsein der jungen Menschen. Wir kennen das aus den USA, wo auch vor jedem Sport-Großereignis ein Showstar der amerikanischen Hymne seine persönliche Note verleiht.

Zweifelhaft sind dann schon die textlichen Änderungen, die Stürmer – gewiss auftragsgemäß – am Text vorgenommen hat. Dass unsere Heimat nicht nur großer Söhne, sondern auch großer Töchter sein muss, ist ein Gebot des Zeitgeistes. Und gewiss war es auch SPÖ-intern abgesprochen, dass Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek das von ihrer Kollegin Claudia Schmied geworfene Hölzchen artig apportiert und die Änderung auch gleich in die offizielle Version der Bundeshymne übernehmen will – per Gesetzbeschluss. Die ÖVP wird wohl mitziehen, hat doch ihre Frauenministerin Maria Rauch-Kallat vor kaum fünf Jahren Ähnliches vorgeschlagen. 

Den FPÖ-Frauen wird es indessen etwas zu bunt. "Keiner benachteiligten Frau ist damit geholfen. Vielmehr verunstaltet man das sprachliche Kunstwerk von Frau von Preradovic. Zudem muss man eben manche Dinge einfach aus ihrer Zeit heraus sehen und verstehen", erklärt Frauensprecherin Carmen Gartelgruber. Und die sterirische FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter kann mit der Hymne im "Gender-Mainstreaming-Design" ebensowenig anfangen. Sie kritisiert gegenüber Unzensuriert.at an der "Verstürmerung" der Hymne auch die verkürzte textliche Wiedergabe als "Anpassung in Richtung politischer Korrektheit" und "Affront gegen die Identität unseres Landes". 

Damit trifft Winter den Kern. Denn während die großen Töchter zeitgeistige Geschmackssache sind, wiegt es viel schwerer, dass die nächste Zeile weggelassen wird: "Volk begnadet für das Schöne" reimt sich nicht auf die großen Töchter, was allerdings eine bescheidene Begründung zu sein scheint. Nach dem Ladies-First-Prinzip wäre "Heimat bist die großer Töchter und Söhne" ohnehin besser – und der Reim nicht zerstört. Aber die Gelegenheit, die Hymne vom Volk zu befreien, ließ man sich im Unterrichtsministerium dann doch nicht entgehen. In der Realität der Politik von Mitte bis Links existiert dieser Begriff längst nicht mehr – nur noch die Bevölkerung, die über Abstammung und Identität der in einem Staat lebenden Menschen freilich nichts aussagt.

Vielgeprüftes Österreich!

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