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28. August 2010 / 23:21 Uhr

Waffen für Saudi Arabien – USA spielen mit dem Feuer

Bereits seit den 1980er Jahren rüstet Saudi Arabien mit Hilfe der USA massiv auf. Die Streitkräfte des Landes gelten inzwischen als die schlagkräftigsten des Nahen Ostens nach Israel. Die Tatsache, dass die Mehrheit der saudischen Bevölkerung dem salafistischen Wahabismus – einer besonders puritanischen Auslegung islamischer Glaubensgrundsätze – anhängt, sollte aber zu denken geben.

Moderne Flugzeuge nach Saudi-Arabien

F-15 KampfflugzeugAchtzig F-15-Mehrzweckkampfflugzeuge (Bild links) sollen in den nächsten Jahren als Hauptbestandteil eines Waffenpakets im Wert von mehr als zwanzig Milliarden Euro von den USA an Saudi-Arabien geliefert werden. Bereits unter der Regierung von George W. Bush waren 2007 trotz Protest aus Israel die arabischen Anrainerstaaten des Persischen Golfs, allen voran Saudi-Arabien, großzügig mit modernen Waffensystemen versorgt worden. Der jetzige Vizepräsident Joe Biden zählte damals zu den schärfsten Kritikern dieses Waffendeals. Auf dem Papier unterhält Saudi-Arabien inzwischen eine der größten Streitkräfte der Region: 200.000 Berufssoldaten stehen in dem Wüstensstaat unter Waffen, die Ausrüstung ist modern. Mit über 23 Milliarden Euro liegt der Wehretat weit über dem anderer Staaten im Nahen Osten (Türkei ca 8 Milliarden Euro, Israel ca 7 Milliarden, Iran ca 5 Milliarden).

Saudi - Arabien erwarb pakistanische Raketen, die nukleare Sprengköpfe tragen können: Ghauri RaketeÜber ein saudisches Atomwaffenprogramm wird immer gemutmaßt. Der Vater der „islamischen Atombombe“. Der pakistanische Ingenieur Abdul Kadir Khan unterhielt gute Kontakte zum saudischen Verteidigungsministerium, und der Bau der pakistanischen Bombe wurde zu einem Gutteil von Saudi-Arabien finanziert. Ob Pakistan im Gegenzug für günstiges Öl und finanzielle Leistungen Saudi-Arabien beim Erwerb eigener Atomwaffen unterstützen soll, ist unklar. Jedenfalls verfügen die Saudis auch über pakistanische Ghauri-Raketen (Bild rechts), die auch nukleare Sprengköpfe tragen können.

Machtdemonstration nach außen und innen

Seit Anfang der 1980er Jahre gilt die Islamische Republik Iran als größte Bedrohung für das reiche Wüstenland. Sowohl der Konflikt zwischen Schiiten und radikalen Sunniten als auch der Unterschied zwischen einer aristokratischen Monarchie und einer egalitären Republik sorgen bis heute für großen Zündstoff. Um dieser Gefahr zu begegnen, unterstützte Saudi-Arabien den Irak im ersten Golfkrieg mit großzügigen Finanzhilfen. Ein massives Aufrüstungsprogramm seit Mitte der 1980er Jahre soll das Land in die Lage versetzen, selbständig seine Sicherheit zu gewährleisten.

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Doch auch innere Unruhen sollen von dem Furcht einflössenden Sicherheitsapparat unter Kontrolle gehalten werden. Seit den Anfängen des modernen Saudi-Arabien hielt sich die Königsfamilie mit Hilfe der streng wahabitischen Geistlichkeit und der Unterstützung zuerst Großbritanniens und ab 1945 der USA an der Macht. Seit den 1990er Jahren ist allerdings ein Ansteigen des radikalen Islamismus in dem ohnehin schon fundamentalistisch orientierten Land zu beobachten. Immer größere Teile der einflussreichen Geistlichkeit distanzieren sich von der Königsfamilie, der sie westlich-dekadenten Lebensstil und das Bündnis mit den USA vorwerfen.

Moderne Waffen in der Hand von Extremisten?

Saudischer Soldat mit amerikanischer Uniform und deutschem Sturmgewehr Angesichts des sinkenden Rückhalts des Regimes in der Bevölkerung ist sehr schwer einzuschätzen, wie loyal die Streitkräfte dem saudischen Königshaus gegenüber im Ernstfall wirklich sind. Immer wieder wird der Vergleich mit dem Iran – unter dem Schah die größte Militärmacht am Persischen Golf – gezogen, dessen Streitkräfte 1979 sehr schnell zusammenbrachen und in Scharen zu den Revolutionären überliefen. Eine ähnliche Entwicklung scheint auch in Saudi-Arabien möglich. Auf Grund des großen Einflusses sunnitischer Fundamentalisten könnte das moderne Waffenarsenal dann in die Hände von Extremisten fallen.

Potente Geldgeber aus Saudi-Arabien unterstützen bereits jetzt fundamentalistische Gruppen in der gesamten islamischen Welt. Für viele von ihnen gilt aber vor allem das saudische Königshaus als Beispiel einer pro-westlichen, korrupten Führungselite, die es zu bekämpfen gilt.

Auch eine Niederlage in einem militärischen Konflikt könnte das Regime entscheidend schwächen. Die kleineren Golfstaaten, die sich eng an Saudi-Arabien anlehnen, wären dann sicherlich ebenso von Umstürzen bedroht wie Saudi-Arabien selbst. Eine derartige Umwälzung der Verhältnisse im Nahen Osten hätte noch wesentlich gravierendere Auswirkungen als die Islamische Revolution im Iran vor dreißig Jahren.

Fotos: Thomas Meneguin / Pale blue dot / H.H. Deffner

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