Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

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28. September 2012 / 12:44 Uhr

Lendvai polemisiert im ORF gegen ungarische Heimat

Wieder einmal gibt sich das österreichische Staatsfernsehen ORF dazu her, gegen das Nachbarland Ungarn zu polemisieren. Mit einem „Ungarn-Themenabend“ durften sich linksgerichtete Journalisten und Filmemacher am Dienstag über den EU-Partner Ungarn hermachen. Die Linke stößt sich seit Jahren daran, dass mit dem deutlichen Sieg des konservativen Fidesz-Ministerpräsidenten Viktor Orban ein Antimarxist an der Regierungsspitze in Budapest steht, der sich auch von Eurokraten in Brüssel nicht in die Knie zwingen lässt. Wie bei Schwarz-Blau im Jahr 2000 in Österreich will die vereinigte Linke in Politik und Medien offensichtlich auch in Ungarn ein demokratisches Wahlergebnis korrigieren. Österreichs Staatsrundfunk und sein „Osteuropaexperte“ Paul Lendvai, in der Vergangenheit der KP-Spionage verdächtigt, erhielten wieder einmal eine Bühne.

Nationalpopulistische Wende einer europäischen Volkspartei ?

Der ORF widmete sich der Frage „Nationalpopulistische Wende oder selbstbewusste Politik?“. Man wolle „die Ursachen und Folgen des Politikwechsels“ in Ungarn analysieren. In welche Richtung diese Analyse geht, belegt die von der deutschen „TV-Dokumentaristin“ Andrea Morgenthaler und vom ORF-„Osteuropaexperten“ Paul Lendvai produzierte Dokumentation "Nationale Träume – Ungarns Abschied von Europa?" Ungarn wird dort als rassistisch, antisemitisch, rechtskonservativ und antieuropäisch hingestellt. Dass die Fidesz eigentlich eine konservative Partei ist, die Mitglied der Europäischen Volkspartei (EVP) und somit Schwesterpartei der ÖVP ist, wird offensichtlich vergessen. Nach der „TV-Doku“ beglückte der ORF die heimischen Rundfunkgebührenzahler mit einem Club 2, der unter dem tendenziösen Titel „Ungarn: Demokratie ade?" stand und einigen der Regimegegner, die bereits im Film ausführlich zu Wort kamen, ein weiteres Podium bot. Das Resümé des einseitigen Abends formulierte der zur Diskussion geladene ungarische Staatssekretär Gergely Pröhle bereits in seinem Eingangs-Statement:

Der Film ist eine Zumutung. Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, ich bewundere die Großzügigkeit der österreichischen Steuerzahler, dass sie in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehen diese Halbwahrheiten, diese schlimme pamphletartige Propaganda einfach ertragen können.

Der Staatssekretär wies in der Folge anhand zahlreicher Beispiele, vor allem aber anhand der einseitigen Auswahl der Gesprächspartner die klare Schlagseite gegen die Orbán-Regierung und damit gegen die breite Mehrheit der ungarischen Bürger, die hinter dem Ministerpräsidenten und seiner Politik steht, nach.

Lendvai: Ex-Kommunist und einstiger Ostspion als Experte?

Ob Paul Lendvai der richtige ORF-Experte für seine ehemalige Heimat Ungarn ist, wagen viele Insider zu bezweifeln. Nicht einmal das linke Nachrichtenmagazin profil verschweigt in einem Bericht aus dem Jahr 2010, dass Lendvai sich seine frühen journalistischen Sporen als engagierter kommunistischer Journalist im Ungarn vor 1956 verdient hatte. Nach dem Ungarnaufstand 1956 flüchtete Lendvai zwar mit zahlreichen seiner Landsleute nach Österreich, dort engagierte er sich im sozialdemokratischen Milieu der siebziger und achtziger Jahre jedoch weiterhin für einen dritten Weg eines „Gulaschkommunismus“ in Ungarn. In diesem Zusammenhang wurden auch Kontakte mit dem ungarischen Geheimdienst bekannt, die zum Nachteil der Dissidentenszene in Budapest führten. Die Dokumente, die dies belegen sollen, werden im profil zwar als Teil einer "Rufmord-Kampagne" gegen Lendvai bezeichnet und taktischen Erwägungen des Journalisten zur Erlangung von Drehgenehmigungen zugeschrieben, bestritten werden sie dem Inhalt nach jedoch nicht.

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