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3. Oktober 2012 / 12:14 Uhr

Stronach mit geschlossenen Augen in Maischberger-Sendung

Am Sonntag als Gast „Im Zentrum“ beim ORF, am Dienstag im ARD-Polittalk bei Sandra Maischberger: Frank Stronach wird seit der Gründung seiner Partei unter den Fernsehanstalten herumgereicht wie eine selten gewordene Spezies. Bei Maischberger diskutierte der Austro-Kanadier mit Thilo Sarrazin, Oskar Lafontaine (Die Linke), dem FDP-Europa-Abgeordneten Jorgo Chatzimarkakis und seiner Grünen Kollegin Franziska Brantner über das Thema „Euroland ist abgebrannt: Comeback der Nationen?“  Skurril: Auch im deutschen Fernsehen sprach Stronach den meisten Politikern die Fähigkeit ab, einen Greißler-Laden führen zu können. Nicht nur das: „Ihr müsst einmal in einer Fabrik arbeiten, um das alles zu verstehen“, sagte er zu den Personen in der Diskussionsrunde.

Stronach selbst gab rein optisch ein merkwürdiges Bild ab. Ständig die Augen geschlossen und den Kopf nach unten geknickt, bekam der Fernsehzuschauer den Eindruck, dass er sich für die Argumente der anderen nicht interessieren würde und während diese sprachen lieber ein Nickerchen mache. Anders als im ORF bei Ingrid Thurnher („Darf ich eh Ingrid zu dir sagen?“) sprach Stronach sowohl die Moderatorin Sandra Maischberger als auch ihre Gäste per „Sie“ an. Viel Respekt vor den großen Namen der deutschen Politik zeigte er dennoch nicht (Stichwort „Greißler“ und „Fabrik“). Und er ließ als „Arbeiterkind“, wie er sich gerne selbst bezeichnet, den Milliardär heraushängen: „Ich bin immer ruhig. Denn ich kann nicht gekündigt werden, ich kann kein Flugzeug versäumen und ich kann den Banken Geld borgen.“

Finanzielle Hilfe bei Naturkatastrophe, nicht bei Geld ausgeben im Wirtshaus

Auf die Frage von Maischberger, wie er es geschafft habe, nur mit 200 Dollar in der Tasche zum Milliardär zu werden, antwortete der Ex-Magna-Chef: „Die anderen machen es immer so kompliziert, ich mach´ es einfach.“ Simpel erklärte Stronach dann auch, warum das Euroland nicht funktionieren könne: „Wenn sich 17 Bauern zusammenschließen und eine Genossenschaft gründen wollen, kommt es gar nicht dazu, weil sie sich streiten würden, wer auf das Geld aufpasst.“ Gelänge es trotzdem, würden die Bauern einem in Not geratenen Kollegen nur helfen, wenn dieser eine Naturkatastrophe hinter sich hätte, nicht aber, wenn er das Geld im Wirtshaus ausgegeben hätte. Stronach schlug vor, dass jedes EU-Land einen eigenen Euro bekommen sollte und mit einem eigenem Wechselkurs. Damit dürfte er ins Herz der Deutschen getroffen haben, denn 65 Prozent sind laut einer Umfrage der Meinung, dass Deutschland mit der D-Mark besser dastehen würde.

Hohe Exportquoten auf Kosten des Lohndumpings

Stronachs gebetsmühlenartiges Predigt, dass es „uns nur dann gut geht, wenn es der Wirtschaft gut geht“, provozierte bei Oskar Lafontaine die schmunzelnde Bemerkung: „Ja, wir haben es jetzt kapiert.“ Lafontaine selbst räumte mit der Mär auf, dass es den Deutschen durch den Euro gut ginge. „Uns Deutschen geht es nicht besser. Die hohen Exportquoten gehen auf Kosten des Lohndumpings“, sagte der Ex-Chef der Linken. Dennoch befürwortete Lafontaine eine Fiskalunion mit bundesstaatlicher Lösung, also einer zentralistischen Regierung in Brüssel. Der Autor des Buches „Europa braucht den Euro nicht“, Thilo Sarrazin, wetterte dagegen: Dies würde nur mit einer gemeinsamen europäischen Mentalität und klaren, einheitlichen Regeln funktionieren.

Von Stronachs Aussagen zum Euro gar nicht begeistert zeigte sich der FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis, der dem Milliardär sagte: „Es macht mir Angst, wenn ich daran denke, dass viele Menschen Sie wählen werden. Hinter ihren Aussagen steckt ja kein Konzept.“

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