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12. Oktober 2012 / 09:49 Uhr

Wolf lud Plagiator Chatzimarkakis ins ZiB-Studio

Der deutsch-griechische FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis, dem die Philosophische Fakultät der Bonner Universität aufgrund von Plagiatsvorwürfen den Doktortitel aberkannte, ist derzeit beliebter Gesprächspartner in deutschsprachigen Fernsehstudios. Zuletzt durfte er auch im ZiB2-Studio bei Armin Wolf die Griechenland-Politik der EU verteidigen. Viele fragen sich aber, warum ausgerechnet Chatzimarkakis überall als Experte sprechen darf, ein Mann, der große Teile seiner Dissertation abgeschrieben haben soll und als Doppelstaatsbürger klarerweise seinen griechischen Landsleuten helfen will. 

Noch im Februar 2012 sagte Chatzimarkakis gegenüber Bild.de: „Das politische System Griechenland ist und bleibt geprägt von Vetternwirtschaft. Die Politiker vermitteln auch weiterhin Jobs im Staatsdienst oder andere kleine Gefälligkeiten gegen Wählerstimmen.“ Außerdem würden die jetzigen EU-Gelder allein in die Schuldentilgung fließen, aber die Probleme würden nicht angepackt. Dieser Tage hat Chatzimarkakis anlässlich des Besuchs der Bundeskanzlerin in Griechenland zur Menschlichkeit geraten. Der FDP-Mann meinte, dass er sich von Angela Merkels Reise nach Athen ein menschliches Signal an die von der Krise zermürbten Hellenen erhoffe. „Die Kanzlerin hat im Sommer davon gesprochen, dass ihr Herz blutet, wenn sie etwa an die Not griechischer Rentner denkt“, sagte Chatzimarkakis der Nachrichtenagentur dapd. „Diese mitfühlende, christliche Empathie ist in Griechenland gut angekommen und wäre auch das absolut beste Signal für ihre Reise.“

Zehntausende protestierten gegen die „eiserne Kanzlerin“

Viel genützt hat Merkel diese „mitfühlende, christliche Empathie“ bei ihrem sechs Stunden dauernden Goodwill-Besuch im krisengeschüttelten Griechenland nicht. In Athen kam es zu heftigen Protesten gegen die „eiserne Kanzlerin“. Die Deutschen sind derzeit die Buhmänner und werden immer wieder mit Nazis verglichen. Der Geschmacklosigkeit scheinen keine Grenzen gesetzt: So wurde Angela Merkel einmal sogar als Tochter Hitlers bezeichnet.  Und weil Zehntausende gegen den Besuch der Kanzlerin auf die Straße gingen, mussten drakonische Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden: Die Flughafenautobahn wurde komplett gesperrt, im Regierungsviertel wurden nicht einmal Fußgänger geduldet.

60 Politiker auf brisanter Steuersünder-Liste

Merkels Lob an Griechenland für die bisherigen Anstrengungen und ihr freundlicher Sager „Wir sind Partner, wir sind Freunde“ machten sie bei den Hellenen nicht sympathischer. Von Dankbarkeit, dass mit dem ersten Hilfspaket 110 Milliarden Euro – davon 15,1 Milliarden Euro aus Deutschland -, und mit dem zweiten Hilfspaket, das im März 2012 endgültig beschlossen wurde und ein Volumen von 130 Milliarden Euro hat, riesige Summen nach Athen flossen und damit eine Staatspleite verhindert werden konnte, war bei den Griechen nichts zu merken. Das Sparen und das Steuerzahlen (mitunter Auflagen der EU für die Finanzhilfe) kommen im südlichen Europa nicht gut an. Im Gegenteil: Hier herrscht Ärger, dass man plötzlich ins Visier der Steuerfahnder gerät. 54.000 Personen, die von 2009 bis 2011 unterm Strich 22 Milliarden Euro überwiesen haben, stehen ganz oben auf einer Liste der Behörden. Brisant: Auch Namen von 60 Politikern sind dabei. Die Fahnder wundern sich zudem, wie jemand 52.133.149,94 Euro ins Ausland überweisen kann, der angeblich ein Jahreseinkommen von 25.089,50 Euro hat. Kein Einzelfall übrigens.

Der Europapolitiker Chatzimarkakis weiß das alles, weiß auch – wie er selbst sagte -, dass das politische System in Griechenland von Vetternwirtschaft geprägt sei und dass die Politiker Gefälligkeiten gegen Wählerstimmen tauschen würden. Die Milliarden aus Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern fließen trotzdem weiter in den Süden.  Wer davon wirklich profitiert und ob das Geld Griechenland am Ende vor der Staatspleite rettet, sind Fragen, die auch der deutsch-griechische FDP-Politiker mit Sicherheit nicht beantworten kann.

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