Rudolfine Steindling ist am 28. Oktober im 78. Lebensjahr verstorben. Steindling, in österreichischen Marxistenkreisen liebevoll als „Rote Fini“ tituliert, war zwischen den fünfziger Jahren und dem Ende des Kalten Krieges 1989/90 eine der einflussreichsten Unternehmerinnen Österreichs. Schon in jungen Jahren trat Steindling in die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) ein. Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei verließ Steindling die KPÖ wieder. Dies hinderte die geschäftstüchtige Unternehmerin aber nicht, von diesem Zeitpunkt an eine der wichtigsten Ansprechpartner im Ost-Westhandel, vor allem zwischen Österreich und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu sein.
Steindling verwaltete auch nach ihrem offiziellen Ausscheiden aus der KPÖ deren Vermögen. Gleichzeitig vertrat sie ab Beginn der SPÖ-Alleinregierung 1970/71 verstaatlichte aber auch private Industrieunternehmen in der DDR, wie etwa die Voest-Alpine, Steyr-Daimler-Puch, Ciba-Geigy oder Bosch. Ab 1978 übernahm sie als Treuhänderin 50 Prozent der Anteile der Osthandelsfirma Novum. Während Steindling und die KPÖ immer behauptet hatten, dass die Novum der KPÖ gehöre, gingen bundesdeutsche Geheimdienstkreise davon aus, dass eigentlich die DDR Eigentümer gewesen war.
Nach der Wende jahrelange Prozesse wegen Steindling
Auch nach der Wende 1989/90 hielten vor allem einflussreiche SPÖ-Kreise nach wie vor der „Roten Fini“ die Treue und machten mir ihr Geschäfte. Erst ein von der Deutsche Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sondervermögen angestrengter Prozess gegen die Novum brachte die Wende. Die Bundesrepublik beanspruchte das Novum-Vermögen und strengte Zivil- und Strafrechtsverfahren gegen Steindling an. Schlussendlich wurde das Vermögen auch der BRD zugesprochen. Steindling zog die Konsequenzen, überschrieb ihre Döblinger Villa1994 ihrer Tochter und verbrachte seitdem die meiste Zeit in ihrer Wahlheimat Israel.
Artikel teilen