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17. Dezember 2012 / 11:59 Uhr

Alle Jahre wieder: Wien Weltmeister in Mercer-Studie

Schon zum vierten Mal in Serie gibt es für Michael Häupl & Co. ein vorweihnachtliches Geschenk: Wien wird als Ergebnis einer Untersuchung von der Firma Mercer zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. So wie schon zur Wiener Landtagswahl 2010 wird die SPÖ das auch im Nationalratswahlkampf 2013 rauf- und runterspielen. Aber wie wichtig ist die Studie wirklich?

Bei Mercer handelt es sich um ein Unternehmen, das den in den letzten Jahren sehr bekannt gewordenen Ratingagenturen im Finanzbereich sehr ähnlich ist. Allerdings hat sich Mercer auf Personalfragen spezialisiert. Gegründet wurde die Firma 1945 in Kanada und 1959 von der US-amerikanischen Gesellschaft Marsh & McLennan übernommen, der sie auch heute noch gehört. Mercer ist vor allem Ansprechpartner für Beratung von Unternehmen (z. B. Gehälter-Evaluierung), aber auch für Angestellte, wenn es etwa um Berufsortentscheidungen geht. Mercer fasst die Daten von Dutzenden Städten weltweit jährlich zusammen und gibt zwei Ranglisten heraus, eine die Lebensqualität betreffend und eine hinsichtlich der Infrastruktur.

Kriterien für die Lebensqualität

Als Kriterien gelten politische Stabilität, geringe Kriminalitätsrate, Rechtsstaatlichkeit, keine hohen Wechselkursschwankungen bei der Landeswährung, gute Bankdienstleistungen, keinerlei Einschränkungen der persönlichen Freiheit, keine Ansteckungsgefahr und hoher Standard des Gesundheitswesen, breites Angebot auch an internationalen Schulen, Strom und Wasserversorgung ohne Engpässe, dichtes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln und reibungsloser Individualverkehr, große Auswahl an Restaurants, Theatern, Kinos, Sport- und Freizeiteinrichtungen, breitgefächerte Palette an Konsumgütern, ausreichende Möglichkeiten, auf hohem Niveau zu wohnen, und nicht zuletzt das Verschontwerden von Naturkatastrophen. Bei der Lebensqualität lautet die Reihenfolge wie folgt: 1. Wien, 2. Zürich, 3. Auckland, 4. München, 5. Vancouver, 6. Düsseldorf, 7. Frankfurt, 8. Genf, 9. Kopenhagen, 10. Bern. Bei der Infrastruktur macht Singapur das Rennen, den 2. Platz teilen sich Frankfurt und München. Wien landet hier nur auf dem weniger berauschenden 16. Platz.

Über das Mercer-Ergebnis bei der Lebensqualität dürfen sich alle Wienerinnen und Wiener freuen. Die Studie als Bestätigung der eigenen politischen Arbeit zu sehen, wie das die SPÖ tut, ist aber absolut unlauter. Denn Mercer konzentriert sich nur auf das Segment der Besser- und Bestverdienenden. Die Studie ist wertvoll für den global gefragten jungen mexikanischen IT-Spezialisten, der offen für neue Weltgegenden ist, von seiner Wohnung einen guten Ausblick haben und freitagnachts in Discos durchtanzen will, ohne brutal überfallen zu werden. Auch die in New York lebende alleinerziehende spanische UNO-Beamtin, die die Möglichkeit der Übersiedlung nach Wien hat, interessiert sich für die gesonderte Stadt-Studie zu 335 Euro, um zu sehen, ob es gute Flugverbindungen nach Hause, hochwertige Kindergärten und Boutiquen des favorisierten Modekonzerns gibt.

SPÖ bejubelt Schere zwischen Arm und Reich

Die SPÖ-Stadtregierung, die schon bisher einen Heizkostenzuschuss nur vor Wahljahren auszahlte, tut nun nicht einmal mehr das und außerhalb des Gürtels verslumen ganze Grätzel. Mercer muss das alles nicht berücksichtigen, aber dass ausgerechnet die Genossen das heimische Auseinandertriften von Arm und Reich bejubeln, ist schlichtweg perfid.

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